MUSTANG-TREKKING 5. Tag

07. Mai 2011, Lo Manthang, Sightseeing

Habe diese Nacht sehr schlecht geschlafen. Hatte nur leichte, aber ähnliche Symptome wie 2002 auf dem highcamp kurz vor dem Thorang La, Sauerstoffmangel!! Bin schon um 6.00 Uhr aufgewacht und um 7.00 Uhr aufgestanden. Heute ist Körperpflege, waschen, sightseeing und Audienz beim König angesagt. Wir sind froh, dass wir nicht zwei volle Tage in Lo Manthang sind. Ein ganzer Tag reicht uns vollkommen. Für Leute die kulturinteressierter sind als wir, oder das Hinterland bereisen wollen, sind natürlich 2 Tage Lo Manthang ein Muss.

Einen Planungsfehler haben wir doch gemacht. Wegen den Akklimatisierungs-problemen und der Länge der Strecken sollte man in 5 Tagen nach Lo Manthang wandern und in 4 Tagen zurück. Das ist weniger anstrengend und besser für die Anpassung.

 

Es riecht lecker als wir in die Küche kommen, die Frauen machen Tibetian Bread, vergleichbar mit unseren „Fasnetsküchle“. Der Teig wird in einer tiefen Pfanne im flüssigen Fett ausgebacken. In kürzester Zeit stellen die Frauen über 200 Breads für eine morgige Hochzeit her Auch wir und unsere Jungs langen tüchtig zu, es schmeckt einfach wunderbar.

Reinhard erzählt mir, dass er sein goldenes Kreuz in Tsarang in der Lodge vergessen hat. Wir informieren unseren Lodge-Wirt, er ruft sofort im Royal Mustang Hotel bei Maya an. Sie hat das Kreuz bereits gefunden und will es Reinhard morgen bis spätestens 9.00 Uhr mit einem Jeep zustellen.

 

Wir sind etwas angeschlagen, meine Wasserblase macht mir zu schaffen. Während ich mit relativ neuen Wanderschuhen unterwegs bin, hat Reinhard seinen uralten Tretern vertraut. Reinhard fühlt sich heute auch nicht so fit, er wirft gleich Penicillin ein, aber trotzdem wollen wir heute auf Sightseeing Tour gehen. Purna und Deepak nehmen uns an die Hand und wir fangen mit der [Chöde Gompa] Gompa und Choprang Gompa an. 10 $ kostet der Eintritt für alle drei Klöster plus Museum.

 

Chöde Gompa in Lo Manthang ist erst 300 Jahre alt und wird deshalb das "neue Kloster" genannt. Das Kloster ist Sitz des Abtes und der Klostergemeinschaft, sowie der privaten Klosterschule (1994 gegründet, nur für junge Mönche, z.Z. 70 Novizen). Principal Lama Tsering Tashi, Abt und Direktor der Monastic School führt uns höchstpersönlich durch die Anlage und zeigt uns den alten und neuen Teil des Klosters, die Klosterschule und das Museum. Seit in den Klöstern Mustangs etliche Auftragsdiebstähle durchgeführt wurden ist innerhalb der Klöster Lo's das Fotografieren strikt verboten und für Videokameras benötigt man eine Sondergenehmigung, die kostet über 1000$.

 

Anschließend wollen wir die [Jampa Gompa] besuchen, aber sie ist leider geschlossen und der Mann/Frau mit dem Schlüssel ist auf dem Feld. Heute ist Samstag, das bedeutet in Nepal, alles ist geschlossen, das haben wir nicht bedacht.

Hoffentlich haben wir bei der Thubchen Gompa mehr Glück. Purna schwärmt aus und findet tatsächlich den Schlüsselbesitzer, der uns das schwere Holztor öffnet. Wenn man eine Gompa besucht sollte man unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen!

 

 [Thubchen Gompa] wurde um 1400 gegründet, besitzt schöne Wandmalereien, wertvolle Statuen und eine eindrucksvolle, inzwischen ganz restaurierten Halle. Die Restaurierungsarbeiten der fantastischen Fresken laufen seit 2001 unter der Leitung von Chefkonservator [Luigi Fieni]. Leider können wir den Künstlern nicht bei ihrer Arbeit zuschauen, es ist Samstag und keiner arbeitet. Finanziert werden die Restaurierungsarbeiten von der [American-Himalayan-Foundation] (Project: Preseving Culture). Ganz besonders imposant sind am Eingang die 4 Tonstatuen der " Wächter der vier Himmelsrichtungen" und in der großen Versammlungshalle die Guru Rinpoche Padmasambhava Statue mit seinen beiden Frauen.

 

Gegen 12.30 Uhr verlassen wir die eindrucksvolle Gompa und machen noch eine Runde um die Stadt entlang der 750m langen und 8m hohen Stadtmauer. Dabei kommen wir auch an der [Great Compassion Boardering School] vorbei.

1964 errichtete die nepalesische Regierung die erste öffentliche Schule in Lo Manthang. Die Unterrichtssprache ist Nepali, denn die meisten Lehrer kommen aus anderen Regionen Nepals, sind Hindus, können kein Lokye (tibetischer Dialekt) sprechen und die Kinder bekommen bei der Einschulung einen neuen nepalesischen Rufnamen. Man spricht deshalb von schleichender Hinduisierung.

Im Jahr 2001 eröffnete ein Mönch des Klosters Choedhe, Lama Ngawang Kunga Bista, dank  finanzieller ausländischer Hilfe, die Great Compassion Boarding School, in Lo Manthang. Im Winter, wird wegen der strengen Kälte, in Pokhara unterrichtet.

Es werden Kinder aufgenommen unabhängig ihrer Kaste, ihres Glaubens und Geschlechts. Neben den Hauptfächern lernen die Kinder (170 Schüler, 2009) ihre Sprache Lokye, ihre buddhistische Religion, lokale Geschichte, traditionelle Lieder und Tänze, sowie Hygiene. Die Schule wird als Privatschule geführt und finanziert sich nur über Spenden und Patenschaften. Nur an Privatschulen darf in Upper Mustang Lokye unterrichtet werden.

 

Anschließend besteigen wir noch einen der vielen Wehrtürme (50NR/Person) und haben einen tollen Blick über die Stadt und die Umgebung.

 

Kurz vor 16.00 Uhr gehen wir bewaffnet mit Katas (Glücksschal) zur königlichen Audienz. Purna, Deepak und der Lodge-Wirt begleiten uns. Ich bin schon etwas aufgeregt! Kein Wunder, es ist ja meine erste Audienz bei einem König und das für 100NR/Person!! Wir betreten den imposanten, alten, vierstöckigen Palace und gelangen über eine altersschwache Holztreppe in die oberen Gemächer. Ganz in der Nähe bellt aggressiv ein Mastiff.

Wir werden in ein Zimmer geleitet wo uns seine Herrlichkeit empfängt. Wir sind die einzigen Gäste. Jigme Palbar Bista hängt uns unsere mitgebrachten Katas um, wir bekommen Lemmon Tea serviert und unterhalten uns ca. 20 Minuten mit dem König, der etwas gelangweilt scheint. Lächelnd signiert er aber ein altes Foto von sich und seiner Frau im Buch von Bruno Baumann, das Reinhard dabei hat. Wir lassen uns zusammen mit dem König fotografieren und müssen dabei tiefer sitzen als der Raja.

Palbar Bista, geboren um 1930, war bis Oktober 2008 der König (Raja) von Mustang. Heute machtlos,  genießt er auch weiterhin hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Er ist der 25. Herrscher in direkter Nachfolge des legendären Kriegers, Ame Pal, der das Reich um 1400 gründete. Um sich in der hindudominanten Gesellschaft Nepals zu emanzipieren, nennen sich die meisten Lopas heute Gurung, und aus dem alten tibetischen Adel - den Kudaks- wurden Bistas.


Der König besitzt 360 Schafe, 250 Ziegen, 250 Yaks, 38 Pferde und 42 Maultiere und den heiligen
[Berg Dongmar], auf dem sein persönlicher Schutzgott wohnt. Wenn der König Lo Manthang verlässt, darf tagelang kein Besen benutzt werden, damit keine bösen Geister aufgewirbelt werden; sie könnten ihm sonst auf seinem Weg folgen.

Dem Staub in der Stadt zufolge ist der König schon einige Jahre nicht mehr hier gewesen.

 

Abends in der Küche treffen wir wieder die netten Studenten, aber auch 4 italienische Touris sind anwesend. Reinhard hat Halsweh, er wirft weiter Penicillin ein. Nach dem Essen spielen wir wieder Schwimmen und zur Abwechslung mal Tiger and Goats [Bagh-Chal]. Deepak hat ein Spielfeld auf ein Blatt Papier gemalt, 4 Steine stellen die Tiger dar und in Ermangelung weiterer Steine werden 20 Ziegenbobbel zu Ziegen unfunktioniert. Ganz schön kreativ aber gewöhnungsbedürftig!!

 

               nächste Etappe, Ghemi

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