Karwendel   23.07.-26.07.1999

Total verlaufen, trotz Karte!

1) 23.07.1999 (Niefern-Engtal-Karwendelhaus)
Wir fuhren über München, den Sylvensteinstausee und Vorderriß bis zur österreichischen Grenze. Dann ging es entlang der schmalen Mautstraße hinein in das Engtal, vorbei am großen Ahornboden, bis zum Parkplatz am Talschluss (1216m). Es regnete und Nebelschwaden verhinderten jegliche Sicht. Sollte es uns heuer ähnlich ergehen wie letztes Jahr am Rosengarten?
Wir schulterten unser Gepäck, zogen die Regenumhänge an und machten uns auf den Weg zur Falkenhütte (1846m). Nach 2.5 Stunden erreichten wir nass und durchgefroren die Schutzhütte. Eine warme Suppe und ein Platz am Holzofen gaben uns neue Energie für den Weiterweg zum Karwendelhaus.
Als der Regen etwas nachließ marschierten wir weiter und erreichten nach 1.5 Stunde den kleinen Ahornboden. Wieder fing es stärker an zu Regen. Wir hatten keine andere Wahl, wir mussten noch eine weitere Stunde durchhalten. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir vollkommen durchnässt das Karwendelhaus (1771m). Zum Glück gab es hier einen perfekten Trockenraum und wir hofften morgen wenigstens wieder trockenen Klamotten anziehen zu können.
Viele Mountainbiker übernachteten hier; vermutlich waren mehr Radfahrer anwesend als Wanderer. Beim Abendessen erzählte uns die nette Bedienung eine lustige Geschichte: Ein Biker berichtete ihr stolz, dass er von Scharnitz in 4,5 Stunden hochgefahren sein. Darauf antwortete die Bedienung, sie mache das mehrmals in der Woche zu Fuß in 4 Stunden.

2) 24.07.1999 (Karwendelhaus-Alpenhof-(Tölzer Hütte))
Die zweite Tagesetappe war eigentlich vom Karwendelhaus zur Tölzer Hütte geplant, aber es sollte ganz anders kommen. Das Wetter hatte sich gebessert, es regnete nicht mehr und ab und zu sahen wir sogar blaue Flecken in der Wolkendecke.
Nach dem Frühstück machten wir uns guter Dinge auf den Weg. Wir liefen einen Teil unseres gestrigen Weges bis zum Hermann von Barth Denkmal zurück. Dann nahmen wir die Nummer 231 durch das  Johannestal hinunter zum Rißbach bis zur Mautstelle. Ein richtiger "Latscher" auf geschottertem Forstweg. Das Wetter entwickelte sich prächtig, wir waren in bester Stimmung.
Kurz vor 12.00 Uhr saßen wir beim Alpengasthof (945m) auf einer Bank und machten eine wohlverdiente Pause. Wir hatten jetzt ungefähr die Hälfte des heutigen Weges, der mit 7 Stunden angegeben wird, hinter uns gebracht, aber noch lagen fast 1000 Höhenmeter vor uns.
Der Anstieg war sehr anstrengend und die Sonne brannte voll in den Hang hinein, hoffentlich reicht unser Wasser! Je höher wir stiege desto toller wurde der Aus- und Tiefblick ins Engtal. Nach 2,5 Stunden waren wir endlich oben und liefen den Weg weiter in Richtung Hölzelstaljoch. Die Wegmarkierungen waren unterwegs sehr spärlich gewesen. Wir stießen auf den Weg 237, kurz darauf hatte ein Erdrutsch den gesamten Weg weggerissen. Es war sehr beschwerlich dieses Hindernis zu überwinden, wir verloren kostbare Zeit. Wir überquerten einen kleinen Bach und sahen rechts von uns die Ochsentalalm liegen. Wir fanden keine Wegemarkierungen mehr und stiegen deshalb wegelos nach links, ziemlich steil über Grashänge hinauf zum vermeintlichen Schönalmjoch, in der Hoffnung dort Markierungen zu finden. Laut Karte sollte dort ein Weg sein. Auf dem Grad fanden wir rote Punkte und folgten ihnen. Aber es kam uns alles nicht ganz geheuer vor, eigentlich mussten wir doch schon bei der Hütte sein! Es war kurz vor 17.00 Uhr als wir die Tölzer Hütte erblickten, nur waren wir durch ein breites, tiefes Tal von ihr getrennt. Wir waren zu weit nach links gelaufen und konnten die Hütte auf keinem Fall heute mehr erreichen. Es blieb uns nur die Möglichkeit wieder abzusteigen und im Alpengasthof zu übernachten. Wir waren sehr durstig und dazu körperlich und physisch fix und fertig.
Da half auch kein Jammern, wir mussten umkehren. Wir nahmen den direkten Weg über die Schönalm zur Jagdhütte, machten dort ein Pause und studierten die Wanderkarte. Bei Einbruch der Dämmerung erreichten wir die Fahrstrasse im Engtal. Kurz vor 20.30 Uhr kamen wir total platt im Alpenhof an, gingen mit unseren dreckigen Wanderklamotten sofort an die Bar und jeder trank einen Liter Mineralwasser, ex. Nachdem wir geduscht hatten und ein feines Abendessen vor uns stand, konnten wir schon wieder über unser Missgeschick lachen.

3) 25.07.1999  (Alpenhof-Eng-Lamsenjochhütte)
Nach einem prima Frühstück im Hotel machten wir uns auf den Weg. Heute wollten wir eigentlich von der Tölzer Hütte zur Plumsjochhütte laufen, aber durch unser gestriges Unvermögen mussten wir umplanen. Ein Blick auf die Karte genügte und kurz entschlossen, entschieden wir uns für die Lamsenjochhütte und die Lamsenspitze.
Per Anhalter fuhren wir bei herrlichem Wetter durch den Großen Ahornboden zu den Engalmen. Zum ersten Mal sahen wir diese eindrucksvolle Gegend bei Sonnenschein und nicht im Nebel wie vor zwei Tagen. Das Naturschutzgebiet rund um den Großen Ahornboden, im Herzen des Karwendelgebirges, stellt mit seinen über 2.500m hohen Bergen eine atemberaubende Landschaft dar. Diese Region im hintersten Rißtal weist uralte Ahornbestände auf. Bäume die über Jahrhunderte dem Wetter getrotzt haben.
Am überfüllten Parkplatz suchten wir unser Auto auf, deponierten dort die unnützen Dinge, packten das Klettersteigset ein und marschierten anschließen mit Blick auf die imposante Dreizinken- und  Gubenkarspitze zu den schmucken Almen (1216m). Hier war einiges los, ein richtiger Touristenstrom wälzte sich über den Asphaltweg. Wir verließen schnell diesen überfüllten Platz und machten uns auf den Weg zur Lamsenjochhütte. Bereits nach einer Stunde rasteten wir auf der Binsalm (1502m) und erfrischten uns mit einer Apfelsaftschorle. Auch hier Menschenmassen! Herrlich blühende Alpenblumen begleiteten uns auf dem Weiterweg zur Lamsenjochhütte (1953m). Die Alpenrosen standen in vollster Blüte. Kurz vor der Hütte hatten wir noch einen prächtigen Blick ins Falzturntal, das bis nach Pertisau am Achensee führt. Nach weiteren 1,5 Stunden hatten wir um 15.00 Uhr, ohne uns heute zu verlaufen, unser Tagesziel erreicht. Viele Biker machten hier Stadion. Den Rest des Tages verbrachten wir mit relaxen, small talks, essen und trinken.

4) 26.07.1999 (Lamsenjochhütte- Lamsenspitze-Eng-Niefern)
Früh aufgestanden, tolle Morgenstimmung: Dichter Nebel lag über den Tälern, die Lamsenspitze leuchtete rötlich in der Morgensonne. Nach dem Frühstück schulterten wir unsere Rucksäcke, legten das Klettersteigset an und machten uns auf, zum Einstieg in den Klettersteig. Die Tour war nicht schwierig, aber man sollte sie trotzdem nicht unterschätzen. Es ging fast senkrecht nach oben und man brauchte viel Kraft und Ausdauer in den Armen und Beinen. Seilsicherungen und Griffe erleichterten das Klettern enorm.
Am Ende des ersten Klettersteiges erreichten wir den Brudertunnel, einen natürlicher Durchgang im Fels, dunkel, steil und feucht. Am anderen Ende des Tunnels kamen wir auf einen Grad mit grandiosem Ausblick. Der Weg führte nun unschwer weiter über Geröll und zwei Schneefelder, zum zweiten Klettersteig, dem eigentlichen Aufstieg zum Gipfel. Nach kurzer Kletterei waren wir oben am Gipfelkreuz der Lamsenspitze (2508m). Eine tolle Rundumsicht belohnte uns für die Mühen des fast zweistündigen Aufstieges.
Nach einer längeren Rast war es dann an der Zeit wieder an den Abstieg zu denken. Wir nahmen die andere Variante, die über ein steil abfallendes Schneefeld führte. Der Weg sah nicht ungefährlich aus, aber der sulzige Schnee machte die Überquerung doch recht einfach. Über ein großes Geröllfeld erreichten wir wieder gegen 12.00 Uhr die Hütte.
Nachdem wir uns in der Lamsenjochütte mit Kaffee und Kuchen gestärkt hatten, machten wir uns auf den Rückweg zu den Engalmen. Wir verstauten unsere Wanderausrüstung im Auto, doch bevor wir uns um 16.00 Uhr auf die Heimreise begaben, kühlten wir noch einige Zeit unsere heißgelaufenen Füße im kalten Rißbach.

[Karwendel]  (offizielle Webseite)
[Karwendel]  (Hütten, Wege, Gipfel)
[Lamsenspitze]  (Besteigung mit Bilder)

 

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