MUSTANG-TREKKING 2. Tag

04. Mai 2011, Chele-Geling, 6,5h

Heute wird ein ganz harter Tag, bereits um 7.00 Uhr laufen wir los. Wir verlassen Chele, kommen an der neuen Dorfschule vorbei und müssen anschließend eine ausgesetzte Baustelle mit zwei Bagger passieren. Hier wird an der neuen Straße nach Lo Manthang gearbeitet. Wir erreichen bald eine spektakuläre Schlucht (Hinweisschild, 3321m) und steigen auf einem staubigen Bergpfad aufwärts. Der tiefe Canyon wird von einer langen Hängebrücke überspannt, die das Dorf Ghyakar an die Zivilisation anbindet. Linker Hand sehen wir einen roten Felsen der an einen Affen erinnert.

 

Der ausgetretene Pfad schlängelt sich entlang eindrucksvoller, bunter Sedimentwände hoch zum Taklam La (3624m) und weiter zum Dajong La (3660m). Vom Pass steigen wir hinunter nach Samar (2 1/4h ab Chele), hier machen wir ein wohlverdiente Pause. Gleich am Ortseingang befindet sich die neue Buddhist Center Samar Gompa. Obwohl dieses obere Mustanggebiet eigentlich durch eine karge, baumlose Landschaft dominiert wird, überrascht Samar mit grünen Bäumen und einem sehr schönen Blick auf die Eisriesen Nilgiri und Annapurna.

 

Wir sitzen im "Hotel Annapurna" in der guten Stube bei freundlichen Leuten und lassen es uns gut gehen. Ich bestelle Cola und apple pancake. Die Lodge-Wirtin (Didi) ist sehr nett und bereitet unsere Bestellung frisch auf einem Gas- und Holzofen zu. Wir können alles genau beobachten und bekommen so etwas aus dem Leben der Lopas mit. Ein kleines Kind schläft friedlich neben unserem Tisch. An der Wand hängt zu meiner Überraschung ein Bild aus Südtirol mit der Geislergruppe und dem Saas Rigais. Aus einem kleinen, kubischen mp3-Player, mit gutem Klang, spielt lautstark Popmusik. Das einzige was mich stört ist das schmutzige Handtuch, das an einem Pfosten in der Mitte der Küche hängt, an ihm wird wirklich alles abgetrocknet!

Die Lodge gefällt mir, hier würde ich auf dem Rückweg gerne übernachten.

 

Es ist 10.00 Uhr und während wir auf das Essen warten rufe ich daheim an (4$/2 Minuten). Ich bin angenehm überrascht, dass wir in Upper Mustang nicht vollkommen von der Zivilisation abgeschnitten sind. So erfahre ich, dass meine Mutter im Pflegeheim Fieber bekommen hat und mache mir große Sorgen. Hoffentlich entwickelt sich da nichts Schlimmeres und ich muss die Reise abbrechen!

Von Samar aus führen zwei Wege zu unserem heutigen Tagesziel Geling. Der kürzere Weg verläuft über den Bhena La (3830m) und den Yamdo La (4010m), der längere Weg, für den sich Purna entscheidet, führt uns vorbei am [Ranchung Chörten], der Chungsi Cave Monastery.

 

Vom "Hotel Annapurna" aus sehen wir am gegenüberliegenden Hang den Verlauf unseres weiteren Weges, auch den nächsten Pass, na dann viel Spaß!! Wir verlassen Samar durch den prächtigen Torchörten, steigen in ein Flussbett hinunter und machen uns dann an den Aufstieg. Nach 11/4 Stunden sehen wir in einer grandiosen Landschaft die obligatorischen Gebetsfahnen, die das Erreichen des Chungsi La (3810m) anzeigen. Der Weg verläuft nun einige Zeit eben, ehe er in einen steilen Canyon abfällt. Rechts sehen wir einen markanten Felsen, der an ein Gesicht erinnert. Nach 45 Minuten erreichen wir die Talsohle des Canyons auf 3420m und finden einen engen Durchschlupf, wir befinden uns am Ranchung Chörten.

Diese Höhle ist einer der ältesten Pilgerorte in Mustang. Hier soll [Padmasambhava] Padmasambhava (Rinboche, 8. bis 9. Jahrhundert), der in Mustang sehr verehrt wird, meditiert haben. Er brachte den Buddhismus nach Tibet. Übersetzt bedeutet Ranchung „Der von selbst entstandene Chörten“ und meint den großen Felsblock in der Mitte der Höhle.

 

Ein moderater, nur leicht ansteigender Weg, führt von der Höhle aus in einer Stunde nach Shyangmochen (3800m), ein kleiner Ort mit 3 Häusern (ab Chele 5 1/4h). Wir kehren im "Hotel Dhaulagiri" ein und treffen auf 2 einsame Trecker.

 

Zum Pass (3850m) hoch sind es nur 15 Minuten. Anschließend laufen wir auf der Straße, vorbei an einem großen Chörten, hinunter nach Geling (Purna und Deepak bevorzugen die short cuts, die Abkürzungen) wo wir nach insgesamt 6,5 Wanderstunden ausgepowert ankommen.

Der Blick über [Geling] (3750m) mit Manimauer, den grünen Feldern, seinen bunten Chörten und dem roten Kloster am Hang gegenüber ist wunderschön. Der Ort selbst besteht aus mehreren verstreuten kleinen Siedlungen. In Geling findet man zwei sehenswerte Klöster, wobei eines für Frauen nicht zugänglich ist. Wir machen Quartier im " New Kunga Hotel". Es gibt dort kein fließendes Wasser, wir müssen es vom nahen Bach holen und auch sonst ist diese Unterkunft einfach.

 

Bevor es dunkel wird machen wir noch eine kleine Runde durch das Dorf. Pferde und Ziegen werden in die steinernen Umzäunungen getrieben und wir sehen Bäume die zu Geisterfallen umgestaltet sind. Wir haben keine Lust mehr das Kloster zu besuchen, wir sind nach diesem anstrengenden Tag einfach nur hundemüde.

 

Abends sitzen wir mit der gesamten Familie in der Küche um das wärmende Feuer. Ich erschrecke jedes Mal wenn der Dampfkochtopf anfängt zu Pfeifen. Die Frauen sind unheimlich fleißig. Neben ihren anderen Arbeiten stehen sie den ganzen Tag in der Küche und versorgen Familie und Touristen. Der Kamin zieht schlecht. Es wird mit Ziegenmist und Yakdung gefeuert, der beißende Rauch ist fast nicht auszuhalten, ich habe Atemnot!!!

Es wird uns tibetischer [Buttertee] angeboten. Nachdem wir so einiges darüber gehört und gelesen haben sind wir angenehm überrascht, die bräunliche Brühe schmeckt nur salzig, überhaupt nicht nach ranziger Butter. Die Wirtin erzählt uns sie bereite den Tee mit normaler Butter zu und nicht mit Yakbutter. Zur Herstellung des Tees verwendet sie eine riesige "Luftpumpe" (ca. 1.50m hoch, Durchmesser 20cm) in der die Brühe gestampft wird. Dadurch emulgiert die Butter und schwimmt nicht als Fettaugen an der Oberfläche.

 

Unsere Jungs spielen fleißig Schwimmen mit uns und sie werden immer besser. Wir legen uns um 20.00 Uhr in unsere Schlafsäcke.

 

               nächste Etappe Tsarang

               zurück