MUSTANG-TREKKING 3. Tag

05. Mai 2011, Geling-Tsarang, 5,5h

Recht spät, erst so gegen 8.00 Uhr laufen wir los. Auch heute wird ein harter Tag, laut Guide sind wir 6-7 Stunden unterwegs. Anfänglich wandern wir fast eben über die Wiesen und Felder von Geling. Das Wetter ist wie immer klar, sonnig, warm und windig.

Wir kommen an eine Wegegabelung, links geht es den kürzeren Weg nach Samar (unser Rückweg) und rechts hoch zum Pass, den wir schon sehen können, der erste 4000-er. Während Reinhard noch rastet mache ich mich an den Aufstieg.

Den Weg hoch zum Nyi La (4020m) kann man als Straße bezeichnen, mit dem Vorteil eines bequemen und nicht zu steilen Weges. Auf halber Strecke kommen mir 2 Australierinnen mit Pferden und Guides entgegen. Wir machen einen kurzen small talk. Nach 1 3/4 h erreichen wir den "Steinhaufen" mit den Gebetsfahnen. Auch ich trage, um die "bösen Geister" zu vertreiben, einen Stein zum höchsten Punkt. Der Nyi La ist die südliche Grenze von Lo.

 

Wir können nur für eine kurze Zeit die Aussicht alleine genießen. Eine Gruppe Schweizer (4 Ehepaare) mit ihren einheimischen Begleitern erstürmen den Pass. Die Frauen zu Pferd und kurz darauf die Männer zu Fuß. Schön mal wieder deutsch reden zu können und so findet ein reger Erfahrungsaustausch statt. Die Schweizer schwärmen euphorisch von der nun folgenden Landschaft. Zitat: "Was ihr bisher gesehen habt, ist nur ein schwacher Abklatsch von dem was bis Lo Manthang kommt!". Dann sind wir mal gespannt!

 

Wir folgen weiter der Straße und ein gemächlicher Abstieg bringt uns in 45 Minuten zum Ghemi La. Unterwegs staunen wir über die fantastischen Felsformationen und den unglaublichen Farbenreichtum der Gesteine. Die Farben rost, brau, blau und beige herrschen in sämtlichen Schattierungen vor, wir können uns nicht satt sehen und machen dutzende von Bildern. Der Ausblick vom Ghemi La hinunter nach [Ghemi] ist spektakulär, einer der atemberaubendsten scenic views meines Lebens!!!! Farbiges Gestein, grüne Felder, die lange Manimauer, weißgetünchte Häuser, alles ist in dieser klaren Luft zum Greifen nahe. Ein Anblick den ich in meinem ganzen Leben nicht mehr vergessen werde; schon jetzt hat sich die ganze Reise gelohnt!

Wie schreibt HERBERT TICHY  (1912-1987, österreichischer Reiseschriftsteller, Journalist, Geologe und Bergsteiger): "Wir marschieren träumerisch in eine spektakuläre Mondlandschaft hinein …….. Blau, rot und beige schimmern die Felsen, nehmen unwirkliche Formen an und glitzern dabei in fremdartigen Lichtern wie Trugbilder. “

 

Ein kleiner Wermutstropfen; rechts oben am Horizont sehen wir bereits den nächsten Pass, den wir heute noch überwinden müssen. Ein steiler Abstieg bringt uns nach Ghemi (3510m, 3h ab Geling). Auf dem Weg zum Hotel Royal Mustang kommen wir an blühenden Aprikosenbäumen (meint Purna, ich habe Zweifel) vorbei, wandern durch (bzw. um) einen Chörten und vorbei an alten, zerbeulten Gebetsmühlen. Die Lodge-Wirtin, Tari Bista (Schwester von Pema von der Redhouse-Lodge/Kagbeni) heißt uns herzlich willkommen.

 

Ghemi ist das drittgrößte Dorf in Lo und umgeben von weitläufigen Feldern, aber nur die Hälfte davon ist wegen Bewässerungsproblemen bewirtschaftet. Die obligatorische Nudelsuppe und eine eiskalte Cola bringen mich wieder auf Vordermann. Welche Ehre, Tari (bedeutet beautiful) will uns unbedingt ihren Souvenirshop mit treasure chamber zeigen. Sie ist so charmant, wir haben keine Chance und folgen ihr in den abgeschlossenen, fensterlosen Raum. Wir sind erstaunt welche tollen Schätze sie uns zum Kauf anbietet. Echt oder nur Imitation, wir haben keine Ahnung. Wir versprechen auf unserem Rückweg bei ihr zu übernachten und auch etwas zu kaufen.

 

Frisch gestärkt gehen wir unseren nächsten Pass an. Wir kommen am "Müllplatz" von Ghemi vorbei und nehmen die Holz-, nicht die neue blaue Stahlhängebrücke, über den Tangmar Chu Fluss, dabei werden wir von einem Sanitätsjeep überholt. Wir kommen nun zu einem Highlight der Tour, zur über 300m (andere schreiben fast 400m) langen [Manimauer]. [Manisteine] werden im Himalaja häufig zu teilweise kilometerlangen Mauern aufgeschichtet. Padmasambhava schleuderte der Legende nach den Darm des Dämonen von Lo Gekar nach Ghemi, wo heute die längste und spektakulärste Manimauer Nepals steht, im Volksmund „Darm des Dämonen“ genannt.

Östlich der Manimauer befindet sich ein Hospital, gegründet von einer japanischen Organisation.

 

Nach der Manimauer folgen wir einem breiten, steinigen Pfad, der uns rechter Hand in ein Seitental leitet. Links, im Tal von Drakmar, sehen wir kleine Chörten und die fantastischen bunten Felsformation, die red cliffs. Wir müssen uns immer wieder nach ihnen umblicken, sie sind einzigartig! Eine Schotterstrasse bringt uns im Zickzack auf den Choya La (3870m) Pass, wobei ich jede short cut Möglichkeit ausnutzen (1 1/3h nach Ghemi, 4 1/3 h insgesamt). Reinhard dagegen läuft jede Kurve aus und ist nicht viel später am Ziel (die Schlüterhütte lässt grüssen!).

Ein Reiter kommt vorbei und unsere beiden lustigen Guides nutzen die Gunst der Stunde und lassen sich hoch zu Ross fotografieren.

 

Der Abstieg nach Tsarang ist öde, windig und lang. Unterwegs kommt uns ein roter Traktor entgegen und wirbelt mächtig Staub auf. Wir begleiten eine Ziegenherde, haben einen kurzen Tiefblick hinunter zum Kali Gandaki und dann sehen wir endlich das rote Kloster von Tsarang am Horizont. Es dauert noch einige Zeit bis wir durch den prachtvollen Torchörten das Dorf betreten. Ein Schatz aus der "Goldenen Zeit" Mustangs, dem 15. Jahrhundert.

 

Ein Chörten (Stupa, tibetisch = Träger des Glaubens), ist das markanteste Sakralbauwerk im tibetischen Kulturraum. Er enthält heilige Schriften und Silben (Mantras), Reliquien, Asche, Buddhabilder oder Statuen. Chörten stehen an Dorfeingängen, auf Pässen oder sonstigen wichtigen religiösen Plätzen. Sie werden im Uhrzeigersinn umwandelt!

 

[Tsarang] (3575m) ist mit ca. 600 Einwohnern der zweitgrößte Ort Mustangs und von großer geschichtlicher, kultureller und religiöser Bedeutung. Sehenswert sind das nicht mehr bewohnte Schloss (ehemaliger Winterpalast des Königs) und die imposante Klosteranlage. Weiter findet man hier verschiedene Schulen (z.B. eine Nonnenschule mit 30 Mädchen).

 

Purna steuert direkt das Royal Mustang Hotel (70 Minuten vom Pass) von Maya Bista an, eine Nichte des Königs. Wir sind hundemüde. Wir waren heute wieder 5,5 Stunden unterwegs und wieder wesentlich schneller als im Guide angegeben. Uns interessieren kein Kloster und kein baufälliges Schloss mehr, wir wollen uns nicht mehr bewegen und nur noch unsere Ruhe haben.

Mit vielen Lopas sitzen wir zusammen in der Küche, lassen uns das gute Essen schmecken und spielen wieder Schwimmen. Die Locals schauen interessiert zu. Unsere Jungs gewinnen jetzt häufiger und können gar nicht genug davon bekommen, sie sind schon richtig süchtig danach geworden!!!

 

               nächste Etappe Lo Manthang

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