8) Montag, 07.10.02 Jagat (1300m) - Dharapani (1860m)

 

  In der Nacht war Reinhard mehrmals draußen auf der Toilette, wir stehen aber trotzdem um 6.00 Uhr auf. Bis früh in den Morgen haben die Grillen gelärmt. Frühstück: Tee, Schneckennudel und um 8.00 Uhr ist Abflug. Reinhard nimmt vorsorglich Imodium.

  Bis Chamje gibt es keine Probleme, aber auf der ersten Hängebrücke bleibt Reinhard mit seinen Stöcken im Metallrost hängen, stürzt und verletzt sich am Knie. Es ist bewölkt und es regnet leicht. Der Weg von Chamje nach Tal ist brutal, sehr steil, über viele Steinstufen und jetzt wieder in gnadenloser Sonne. Der ganze Weg ist mit Donkeymist zugeschissen. Die Ausblicke aber sind super. Überraschung am Wegesrand, viele Hanffelder! Der letzte Anstieg ist höllisch. Oben angekommen gehen wir durch ein Steintor und blicken auf die fantastische Ebene von Tal. Der Marsyangdi-River ist hier ziemlich breit, fast schon wie ein  langer schmaler See (nepalesisch: Tal).

 

   Nach kurzer Zeit sind wir im Ort. Reinhard hält sich prima. Am Ortseingang steht ein Tor (Kani) mit Gebetsmühlen. Tal macht auf den ersten Blick auf mich den Eindruck einer Westernstadt. Wir machen eine Stunde Pause in einer Lodge und essen Nudelsuppe auf einer total versiften Tischdecke, man wird sich daran gewöhnen! Gegenüber an einer Hauswand lese ich: „Achtung Trekker: Forster (australische Biersorte) from tape. Spitze Bratkartoffeln.“ Man glaubt nicht, dass man in Nepal ist. Kurz nach unserem „Hotel“  befindet sich ein Touristencheck und nach wenigen Schritten können wir in einer safer-water-station sauberes, ozonisiertes Wasser für 35 NPR/l kaufen und sparen so die 80 NPR für Mineralwasser und tun noch etwas Gutes für die Umwelt. Diese ACAP-Einrichtung lernen wir auf dem weiteren Weg noch sehr zu schätzen. Es ist total überflüssig, aufgelöstes Jod mitzuschleppen, wie ich es praktiziere. Damit der Flasche nichts passiert, sichere ich sie immer in der Klopapierrolle.

  Nach Tal gehen wir weiter am Fluss entlang, der Weg ist eben, Mulis und Pferde weiden in den abgeernteten Maisfeldern. Eine ganz tolle Landschaft mit vielen Wasserfällen und alten Manimauern. Das Tal wird zusehends enger und von beiden Seiten ergießen sich eine Unzahl von Wasserfällen, ich bin ganz verzaubert von diesem zauberhaften Anblick. Wir sehen zum ersten Mal zwischen Wolken hohe Schneeberge. Über eine lange Hängebrücke gelangen wir  über den schäumenden Marsyangdi-River auf die andere Flussseite. Es ist überraschend, dass immer ein Weg gefunden wurde, der es überhaupt ermöglicht hier zu wandern.

  Anstrengendes Auf und Ab bis Karte (1850m). In einer Bakery kaufe ich mir zwei Brötchen. Eine irre lange Hängebrücke bringt uns wieder auf die andere Flussseite. Sie schwankt heftig, fast kommt es mir vor, ich sei besoffen. Bei Gewitter ist so eine Metallbrücke sehr gefährlich. Es ist kühler geworden und kurz vor Dharapani donnert es und fängt heftig an zu regnen. Wir treffen auf Roland und Reiner. Sie haben sich klugerweise in einer baufälligen Hütte untergestellt. Wir müssen noch über eine zweifelhafte Holzhängebrücke und kommen bei starkem Regen um 15.30 Uhr nach Dharapani.

 

  Purna will sich um unseren Permit-Check kümmern und schickt uns allein voraus zum Hotel. Ist von ihm gut gemeint, war aber, wie sich später herausstellte, keine so gute Idee. Wir finden auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht die Lodge. Wir sind bereits weitere 20 Minuten unterwegs und schon lange aus dem Dorf heraus. Ich habe keine Lust mehr weiter zu laufen, es regnet in Strömen und ich gehe frustriert zurück. Purna kommt uns entgegen gerannt und um 16.00 Uhr sind wir endlich in unserem sehr einfachen Hotel am Ortsende. Bisher waren wir mit Purnas Hotelwahl immer sehr zufrieden gewesen, aber diese Lodge ist nicht nach unserem Geschmack. Wir hätten ein Hotel gleich am Ortseingang nehmen sollen, die haben alle wesentlich besser ausgesehen und wir wären auch nicht so nass geworden. Wir sind stinksauer auf unseren Guide und Reinhard sagt es ihm auch.

 

  Reiner und Roland sind auch im Kangaroo-Guest-House. Ihr Guide hat dieselbe schlechte Wahl getroffen wie Purna. Mir scheint, die Führer gehen immer in die gleichen Lodges und bekommen, wenn sie genügend Touristen mitbringen, Essen und Schlafen frei oder wesentlich billiger. Das Zimmer ist sehr eng und es ist unangenehm kalt. Gestern eine Affenhitze und heute Gänsehaut. Ich nehme zuerst eine kalte Dusche und gehe dann in den eiskalten Gastraum, schreibe mein Tagebuch  und bestelle mir fried nuddels und, verrückt(!) mushroom soup. Plötzlich kommt mir die Suppe nicht geheuer vor. Ich weiß auch nicht, warum ich sie überhaupt bestellt habe, sie enthält frische Pilze, wenn da einer giftig ist.... Ich esse davon nur 1/3 (dann hätte ich sie auch ganz essen können).
  Ich habe meine lange Unterhose angezogen, 2 Paar Socken und die Fleecejacke und trotzdem ist mir kalt. Wir vier sind die einzigen Gäste. Mir rumpelt der Magen, hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen. Draußen gießt es in Strömen. Heute gehe ich früh ins Bett. Nur blöd, wenn man zum Pinkeln raus muss und keinen Schirm hat, noch schlimmer bei Durchfall. Gestern hat es mir wesentlich besser gefallen. Es war warm, ich saß mitten im Dorf und mein Magen war friedlich. Roland und Reiner essen gerade Momos (gefüllte Teigtaschen, ähnlich Ravioli). Wir träumen von Maultaschen mit Kartoffelsalat und Pizza Calzone. Wir tauschen unsere Adressen und Email-Anschriften aus, vielleicht können wir uns nach der Tour einmal treffen. Reinhard schreibt Tagebuch: wenigstens haben wir elektrisches Licht.

 

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