10) Mittwoch, 09.10.02 Chame (2670m)

 

  Gut geschlafen und um 7.30 Uhr erholt aufgestanden. Wir legen heute einen Ruhetag ein. Komisch, in den Alpen ist mir Schlafsack schlafen immer lästig, deshalb nehme ich ihn nicht mehr mit, aber hier geht es ohne Probleme. Reinhard geht es gar nicht gut, er war in der Nacht mehrmals draußen, einmal hat es ihm nicht mehr aufs Häuschen gereicht. Trekker geben ihm den Tipp, er solle besser Antibiotikum nehmen. Imodium sei nur auf Reisen gut, zum kurzen Unterbinden des Stuhlgangs, aber nicht zum Ausheilen.

 

  Es scheint die Sonne als wir um 9.30 Uhr in den Ort gehen. Chame ist administrativer Hauptort der Manangregion. Es gibt hier mehrere Shops, eine Apotheke, Arzt, Post, Bank und ein Polizeihauptquartier. Um 11.00 Uhr sind wir schon wieder von unseren Einkäufen zurück. Ein Wunder, es hat alles prima geklappt. Reinhard hat Medizin bekommen und ich meine 2 Batterien (750 NPR), sogar etwas billiger als daheim. Trotzdem, wenn man bedenkt, dass ein Träger am Tag 350 NPR für schwerste Arbeit bekommt, fühlt man sich doch etwas beklommen. Wir haben Sushil in Pokhara angerufen, er schreibt eine E-Mail nach Hause, telefonieren nach Deutschland ist zu teuer. Gehe anschließend noch mit Purna zu der hotelnahen kleinen hot-spring. Ich schätze die Temperatur liegt so bei 40°C, gut zum Wäsche waschen. Es riecht etwas nach Schwefelwasserstoff.

 

  Ich sitze auf dem Balkon und relaxe. Die Wäsche trocknet gut und ich schaue auf den Lamjung Himal (6937m) und Annapurna II (7939m), beides gewaltige Eis- und Schneeriesen. Mache mir dabei so meine Gedanken: Wie geht es weiter, können wir morgen nach Pisang laufen? Der Ruhetag heute ist für uns beide nicht schlecht und auch gut für unsere Akklimatisation, also sicher kein verlorener Tag. Die Wäsche trocknet und vor allem haben wir für morgen frische Socken. Sie brauchen mindestens einen ganzen Tag zum Trocknen. Auf jeden Fall sollten wir versuchen bis nach Manang zu kommen dann können wir noch immer entscheiden, ob wir über den Pass gehen, beide zurücklaufen, oder ich es mit Purna alleine versuche, während Reinhard nach Pokhara fliegt. Dies sind unsere Optionen.

  Reinhard sitzt im Garten, trinkt Tee und isst dazu Kekse. Ein kleiner Junge spielt Fußball und seine Mutter repariert sein Spielzeugauto. Alle Leute sind bis jetzt sehr freundlich und nett zu uns. Ich schreibe weitere 10 Postkarten und hoffe, dass sie irgendwann mal ankommen. Kann es nur nicht so richtig glauben, so abgeschieden wie wir im Moment sind. 13.00 Uhr, habe jetzt insgesamt 30 Karten geschrieben. Eine Karte kostet mit Marke 30 Rupien, ich denke jetzt reicht es, werde den Rest in Pokhara schreiben.

  Gerade kommen die ersten Trekker über die Brücke, sie sind heute recht früh dran. Reinhard geht duschen, jetzt hat er noch die Garantie, dass das Wasser warm ist. Es geht ihm schon viel besser, wir sitzen in der Sonne und lassen uns wärmen. Unsere Wäsche ist trocken und wir haben die Hoffnung, dass doch noch alles klappt. Unsere Moral steigt. Im Garten spielt ein kleines Mädchen Gummihopf, das Spiel ist wohl international. 16.00 Uhr, wenn die Sonne in diesem engen Tal verschwindet, ist es gleich merklich kälter. Neben uns rotzen die Nepalesen wieder herzerfrischend.

 

  Wir begeben uns in den Aufenthaltsraum. Heute haben sich nur vier neue Trekker im Hotel einquartiert; 1 Ehepaar aus Tschechien und ein junges Weltenbummlerpärchen aus Wales. Plötzlich wackelt der Boden, ein kurzes Erdbeben. Um 21.00 Uhr steigen wir in die Schlafsäcke. Reinhard geht es besser, ich denke, wir können morgen weiter.

  Ich muss in dieser Nacht zweimal raus. Ich überlege es mir mehrfach, ob ich den warmen Schlafsack verlassen und raus in die Kälte gehen soll.

 

  Toiletten: Darüber kann man nichts Negatives sagen. Flache Porzellanschüsseln mit Ablauf und 2 Markierungen für die Füße. Man stellt sich in Position und ab geht’s, man muss nur richtig zielen. Anschließend wird mit einem Wasserbecher die ganze Scheiße weggespült, eventuell vorher mit einer Bürste gereinigt. Das gebrauchte Klopapier wird in einem nebenstehenden Eimer gesammelt und später verbrannt. Bitte außer Fäkalien nichts in die Schüssel werfen, wegen der Verstopfungsgefahr!! Eigentlich sehr hygienisch und sauber, besser als auf vielen DAV-Hütten.

 

nächster Tag

 

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