Tannheimer Hüttenwanderung 11.09. - 15.09.2010
Vorbereitung und Test für unsere nächste Nepal-Trekkingtour

Intro: Anfang August machte ich mit der Familie 14 Tage Urlaub [Pension Bergerhof]  im [Tannheimer Tal]. Dabei kam mir die Idee zu unserer diesjährigen Wandertour. Ich suchte mir ein paar nette Hütte und Almen aus und überlegte mir eine passende Rundtour. Drei Tage vor unserem Start reservierte ich vorsichtshalber Lager und Zimmer.
Bereits
1996 besuchten wir das Tannheimer Tal und wanderten die Strecke vom Aggenstein bis zum Gimpelhaus ohne Klettersteig. Diesmal starteten wir am Füssener Jöchle und machten nun den Zustieg zur Roten Flüh über den Friedberger Klettersteig.
Wir wollten diesmal mit Rucksack unterwegs sein um zu sehen wie es um unsere Kondition bestellt ist, denn für nächstes Jahr planen wir eine weitere Trekkingtour (
Mustang 2011) in Nepal .

1) 11.09.2010 (Niefern - Tannheim - Friedberger Klettersteig - Gimpelhaus)
Nach 260 Kilometern und 3 Stunden Fahrtzeit erreichten wir gegen 11.30 Uhr den bewachten Parkplatz (3 €/1 Tag, jeder weitere Tag 2€) an der Liftstation zum Neunerköpfle. Gegen 12.00 Uhr schulterten wir unsere schweren Rucksäcke und machten uns bei herrlichem Wetter auf den Weg zur 8-er Gondelbahn Füssener Jöchle in Grän. Wir liefen durch die frisch gemähten Wiesen und erreicht um 13.00 Uhr die Gondelbahn, wo wir die bequeme Aufstiegsvariante wählten und schon nach kurzer Zeit die Bergstation [Sonnenalm] erreichten. Nun folgten wir der Ausschilderung Schartschrofen und Friedberger Klettersteig. Nach einer Stunde standen wir bereits auf dem Gipfel des Schartschrofens (1973m). Wir legten unser Klettersteigset an, denn hier beginnt der fast senkrecht abfallende [Friedberger Klettersteig].
Die Schwierigkeiten am [Friedberger Klettersteig] werden recht unterschiedlich diskutiert, die meisten sprechen von einem "Einsteigerklettersteig", das finden wir schon etwas leichtsinnig! In unserer persönlichen Klettersteigskala liegt er aber eher in Richtung mittel. Der [Klettersteig] ist relativ kurz aber stellenweise sehr ausgesetzt, er erfordert alpine Erfahrung und Trittsicherheit  und die benötigte Schrittlänge ist manchmal heftig. Weitere Probleme waren unsere schweren Rucksäcke, sowie die vielen Leute, Stau am Klettersteig!!

Für den Klettersteig benötigten wir eine halbe Stunde, dann standen wir in der Gelben Scharte. Von hier aus führt ein einfacher Steig hoch zur [Roten Flüh] (2111m). Einige Eisentritte (Bild), -stifte und -seile erleichtern die leichte Kletterei beim Aufstieg. Gegen 16.30 Uhr erreichten wir den Gipfel. Der Abstieg zur Judenscharte (Schutzhelm tragen) und zum Gimpelhaus bzw. zur Tannheimer Hütte ist einfach. Unterwegs sahen wir in unmittelbarer Nähe des Weges viele Gemsen.
Gegen 17.30 Uhr erreichten wir nach 4 Stunden anstrengendem Wandern unser heutiges Ziel. Zum Glück hatten wir rechtzeitig im
[Gimpelhaus] (1659m) Plätze im Lager reservieren lassen. Das Haus war vollkommen ausgebucht, kein Wunder es war Wochenende und tolles Wetter.
Wir waren mit der Unterkunft sehr zufrieden. Es war alles gut organisiert, das Lager (24 Personen) vorbildlich, Essen und Frühstück ordentlich und wir hatten abends interessante Gespräche mit anderen Wanderern.

 

2) 12.09.2010 (Gimpelhaus - Sabacher Joch - Gehrenalpe - Schneetalalm)
Nach einer ruhigen Nacht und einem gutem Frühstück starteten wir kurz nach 9.00 Uhr bei herrlichem Wetter zu unserer zweiten Etappe. Trotz guter Vorbereitung hatte ich ordentlich Muskelkater in den Oberschenkeln. Wir kamen an der kleinen [Tannheimer Hütte] vorbei und nahmen den Weg hoch zum Sabacher Joch (1862m). Nach zwei Stunden erreichten wir den Sattel, der Aufstieg war etwas "schlammig". Ursprünglich wollten wir vom Sabacher Joch weiter über die [Schneidspitze] (2009m) zum Gehrenjoch (1858m) wandern, aber wegen den rutschigen Wegen und den schweren Rucksäcken nahmen wir den bequemeren und ungefährlicheren Weg entlang der Hangseite.
Vom Gehrenjoch aus hatten wir einen tollen Blick zur Gehrenspitze (2163m), hinunter nach Reutte und ins Lechtal, wir sahen die Zugspitze und unser nächstes Ziel, die
[Gehrenalpe]. Hier machten wir nach 3 Stunden wandern eine ausgiebige Mittagspause.
Von der Gehrenalpe aus wanderten wir auf dem aussichtsreichen aber stark frequentiertem Alpenrosenweg zur
[Lechaschauer Alm]. Für Kaffee und Kuchen mussten wir eine halbe Stunde anstehen. Der kurze Weg zur [Bergbahn] ist sicher der Hauptgrund für die Beliebtheit des Hahnenkammgebietes. Nach der Kaffeepause war es nur noch eine kurze Strecke bis zu unserem heutigen Ziel, der [Schneetalalm]. Insgesamt waren wir heute 4 Stunden gemütlich unterwegs gewesen.
Die Menschenmassen auf der Alm erinnerten mich sofort an Nachmittagen auf der Dreizinnenhütte. Es war nicht einfach zwei freie Plätze auf der Sonnenterrasse zu bekommen. Bevor wir unser Lager bezogen bestellten wir etwas zum Trinken und warteten bis der Grossteil der teilweise sehr ungeduldigen Gäste sich wieder auf den Heimweg machte. Da die letzte Bergbahn bereits um 16.30 Uhr fährt wurde es gegen 15.30 Uhr immer angenehmer, und bald hatten wir die wunderbare Sonnenterrasse mit dem herrlichen Blick ins Tannheimer Tal fast für uns alleine. Die Hirschbrunft musste bereits begonnen haben, denn aus dem Wald hörten wir die ganze Zeit lautes Röhren.
Wir genossen unser Abendessen auf der Terrasse und saßen bis nach dem tollen Sonnenuntergang gegen 19.30 Uhr vor der Almhütte. Erst danach gingen wir in die gemütliche Stube und unterhielten uns mit den "Schneetalern", dabei erfuhren wir interessantes zur Geschichte der Alm und über das anstrengende Hüttenwirtleben.
Leider waren wir einen Tag zu früh auf der Schneetalalm, morgen begann die "Wildererwoche" und Matthias bereitete abends bereits das Wildgaulasch für den nächsten Tag zu.

Die Schneetalalm ist ein urgemütlicher Platz in einer Traumlage und mit außergewöhnlich netten Betreibern, hoffentlich bleibt das so!! Abends waren wir zu Viert im Lager, die Hirsche röhrten um die Wette und gegen später drommelte der Regen aufs Dach.

 

3) 13.09.2010 (Schneetalalm - Nesselwängle - Krinnenalpe)
Dauerregen!! Eigentlich wollten wir heute über den [Hahnenkamm] und über die [Gaichtspitze] zur Krinnenalpe, aber wegen des schlechten Wetters entschieden wir uns zum Abstieg nach Nesselwängle. Bei Regen, Nebel und Hirschgeröhre verließen wir gegen 10.00 Uhr die liebgewonnene Schneetalalm.
Der Weg war anfangs nicht schlecht, aber ab halber Strecke mussten wir höllisch aufpassen. Der Weg war teilweise so glatt, dass man meine könnte jemand hätte Schmierseife verschüttet. Zweimal nahm ich ein Vollschlammbad, zum Glück ohne Verletzungen, aber meine Klamotten sahen aus wie noch einem Suhlbad.

Nach zwei Stunden erreichten wir den Krinnenlift in Nesselwängle und folgten dann dem Fahrweg hoch zur
[Krinnenalpe] (1530m). Gegen 13.00 Uhr kamen wir auf der Krinnenalpe an, bezogen ein 7-Personen-Lager und duschten ausgiebig, welch eine Wohltat!! Wir verbrachten einen netten Abend auf der Krinnenalpe, das Abendessen war prima und das Lager hatten wir für uns alleine.

 

4) 14.09.2010 (Krinnenalpe - Dillinger Weg (Birkental) - Landsberger Hütte)
Das Frühstück war wirklich spitzenklasse, (frische Brötchen und Käse von der Käserei [Biedermann]) passend zu Reinhards heutigem Geburtstag.
Geplant war heute der Weg über den Litnisschrofen und den Saalfelder Höhenweg zur Landsberger Hütte. Zum Glück erfuhren wir von Martin dem Hüttenbesitzer, dass es den Weg über den Litnisschrofen, der auf meiner alten Karte existierte, nicht mehr gibt, alle Markierungen mussten entfernt werden, nur der Gipfel sei noch machbar. Er empfahl uns als Alternative den einsamen "Dillinger Weg" durch das wildromantische Birkental zur Landsberger Hütte zu nehmen und nicht die andere Möglichkeit, Abstieg zum Haldensee und dann den überlaufenen Saalfelder Höhenweg. Grund: auf dem Saalfelder Höhenweg gibt es viele schöne Almen zum Einkehren, durch das Birkental ist man Selbstversorger, aber das war nach dem reichhaltigen Frühstück kein Problem für uns. Ein wirklich toller Tipp!
Gegen 9.00 Uhr verließen wir bei bestem Wanderwetter die gastliche Krinnenalpe und folgten dem aussichtsreichen Meraner Steig. Der Abzweig vom Meraner Steig zum Rauther Steig ist nicht leicht zu finden (Kurz nach dem Kreuz am Aussichtspunkt), hier ist eine Karte sehr hilfreich. Der schmale Pfad führte abwärts durch Hochwald bis zu einem Fahrweg. den man zweimal überquert. Nun folgten wir dem Weg-Nr. 426 hinein ins Birkental, keine 2 Stunden ab der Krinnenalpe.
Wir wanderten auf dem breiten, ausgeschilderten Weg 426 durch das Naturschutzgebiet Birkental zur Landsberger Hütte, bis ein schmaler Pfad nach links abbog. Kurz darauf ging es ausgesetzt auf schmalem Steig durch den Krottentaltobel. Schwindelfrei und trittsicher sollte man schon sein, wenn man die kleine Schlucht seilgesichert entlang der Felswände durchwandert. In der neuen Karte findet man den Hinweis: 200m gefährliche Strecke!! Nach 10 Minuten befindet man sich wieder auf sicherem Grund und Boden und erreicht kurz darauf die Höflishütte am Weißenbach. Hier beginnt das Naturschutzgebiet Vilsalpsee und hier trennen sich auch die Wege zur Landsberger Hütte und zur Leilachspitze - nur für Geübte!
Bei der Höflis Hütte machten wir nach 3 Wanderstunden eine kurze Pause, anschließend ging es mäßig aber stetig durch das reizvolle und einsame Tal bergauf. Der wild rauschende Weißenbach war unser stetiger Begleiter. Bis jetzt hatten wir noch keine Menschenseele getroffen!

Ab den "toten Bäumen" wurde es dann heftig steil und wir waren froh, dass sich die Sonne hinter Wolken versteckt hielt und wir nicht zu sehr schwitzen mussten. Nach vier Stunden Wanderzeit sahen wir endlich den Saalfelder Höhenweg und standen kurz darauf auf dem Lachenjoch (1915m) mit Blick auf die [Landsberger Hütte], der Lache und dem Traualpsee. Nach kurzem Abstieg erreichten wir gegen 14.00 Uhr (Wanderzeit 5 Stunden) unser heutiges Ziel.
Wir erhielten 2 Betten in einem 5-er Zimmer und blieben auch in dieser Nacht alleine. Das Abendessen war ganz o.k. aber die Hüttenatmosphäre erschien mir sehr unpersönlich und das Personal war auch nicht sonderlich freundlich. So herzlich willkommen, wie die Hütten-Homepage verspricht, fühlten wir uns überhaupt nicht. Einziger Lichtblick war der nette Nepalese an der Theke. Auf allen Privathütten fühlten wir uns auf dieser Tour wohler, als wie auf dieser DAV-Hütte.
Hinweis: Die Landsberger Hütte liegt in einem Kessel, deshalb hat man kaum/keinen Handyempfang und telefonieren wird nicht gern gesehen.

 

5) 15.09.2010 (Landsberger Hütte - Villsalpsee - Tannheim - Niefern)
Zum Frühstück bestellten wir lediglich einen Kaffee und aßen dazu unsere übrige Marschverpflegung. Bei sonnigem und föhnigem Wetter machten wir uns gegen 9.00 Uhr an den Abstieg nach Tannheim. Der Herbst hielt langsam Einzug, manche Laubbäume färbten sich schon leicht. Vorbei ging es am [Traualpsee], der Obere Traualpe und der Staumauer und nach 2 Stunden saßen wir bereits vor der [Vilsalpe] am gleichnamigen [Vilsalpsee] (Bild) in der Sonne und ließen uns eine leckere Gulaschsuppe schmecken.
Von der Vilsalpe aus läuft man noch gut eine Stunde bis nach Tannheim. Man kann den Weg ab der Fischerstube auch bequemer mit Bähnchen, Bus oder Pferdekutsche zurücklegen. Autos dürfen nur bis 10.00 Uhr und dann wieder ab 17.00 Uhr die Straße zum Vilsalpsee benützen.
Unterwegs begegneten uns viele Leute, die das schöne Wetter ausnutzten um den herrlich gelegenen Vilsalpsee zu besuchen. Für den Weg Landsberger Hütte bis Tannheim sollte man 2,5- 3 Stunden rechnen.
Bevor wir das schöne Tannheimer Tal wieder verließen besuchten wir die Käserei
[Biedermann] in Grän und deckten uns mit Bergkäse, Butter und Joghurt ein. Über Pfronten fuhren wir wieder in Richtung Heimat.

 

Fazit: Das Tannheimer Tal bietet mit 300 km Wanderwegen und 31 bewirtschafteten Hütten unglaublich viele Wander- und Tourenmöglichkeiten, von einfachen Talwanderungen bis zum schweren Klettersteig (Friedberger Klettersteig, [Lachenspitze]). Dazu kommen noch zahlreiche andere Sportarten.
Die Anfahrt ist nur kurz und somit eignet sich das Gebiet auch fürs Wochenende. Private Hütten und Almen bieten überall gute Unterkunft, nur sollte man sich übers Wochenende sein Bett rechtzeitig reservieren. Man sollte auch immer eine aktuelle Wanderkarte dabei haben und den Rucksack so spärlich wie möglich packen. Unsere Kondition war soweit ok, aber für Nepal sollten wir doch noch etwas mehr trainieren.
Das "schönste Hochtal Europas" ist ohne Zweifel ein Wanderklassiker, aber für mich persönlich ist die Gegend um die
Drei Zinnen das absolute Highlight in punkto Bergwandern.

 

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