MUSTANG-TREKKING 7. Tag

09. Mai 2011, Ghemi - Shyangmochen,  3,5h

Habe heute relativ gut geschlafen und auch kein highcamp-feeling mehr. Ich versorge meine Wasserblasen, sie sind jetzt offen, desinfizieren kann also nicht schaden. Die nächsten 3 Tage sind nur Kurzetappen, die werde ich bestimmt noch durchstehen. Reinhards alte Wanderschuhe halten sich gut.

 

Beim Frühstück bekomme ich von Tari das versprochene Jimbu überreicht. 300NR bezahle ich für eine kleine Plastiktüte (ca. 200g) voll. Hoffentlich werde ich am Flughafen nicht als Dealer verhaftet!!

Sie zeigt mir auch ein merkwürdiges wurmähnliches Gebilde, sehr teuer meint sie, aber ich verstehe nicht was sie mir damit sagen will. Erst daheim, in einem Fernsehfilm über Nepal, erfahre ich etwas über dieses wurmähnliche Teil. Es ist ein seltsamer Pilz der fälschlicherweise [Himalaja-Viagra] genannt wird. Nur kurz im Frühjahr ist der tibetische Raupenpilz im Hochgebirge des Himalajas zu „ernten“. Ganze Dörfer machen sich dann auf, um nach den wenige Zentimeter langen, von einem Pilz aufgefressenen Falterraupen zu suchen. Die Nachfrage nach dem angeblichen Wundermittel gegen alle möglichen Krankheiten steigt rasant an – und damit auch die Preise (25€/Gramm).

 

Um 9.00 Uhr verlassen wir etwas wehmütig Tari und das Hotel Royal Mustang, wir haben beide liebgewonnen! Wir kommen wieder an den "blühenden Aprikosenbäumen" vorbei, bestaunen die vielen grünen Felder und steigen hoch zum Pass.

 

Mustang liegt nördlich der höchsten Berge der Welt, - und zwar direkt im Windschatten der 8000-er, so dass dort kaum Regen fällt. Das Klima ist sehr trocken, da die Monsunwolken aus dem Süden das Gebiet nicht erreichen (jährliche Niederschlagsmenge um die 250–400mm). Landwirtschaft ist in dieser Hochgebirgswüste nur dort möglich, wo die Felder bewässert werden können. Hauptsächlich werden Gerste und Buchweizen angebaut, sowie etwas Gemüse und Obst.

[Polyandrie] (Vielmännerei) ist in Mustang noch üblich. Damit das Land nach dem Tod der Eltern nicht aufgeteilt werden muss, sind die jüngeren Brüder ebenfalls mit der Frau des älteren Sohnes verheiratet. Deshalb gibt es in Mustang viele unverheiratete Frauen. Mehrere uneheliche Kinder zu haben ist übrigens für Frauen in Upper Mustang kein Makel.

 

Unterwegs begegnet uns mal wieder seit langem ein Fahrzeug, ein Jeep. Die Schotterstraße wird trotz allen negativen Berichten sehr wenig befahren und sie hat durchaus ihre Berechtigung. Die Leute in Upper Mustang wollen auch technischen Fortschritt und modernen Komfort. Auch wir Trecker sind froh über hot shower, Telefon, Bier und Cola und wenn nötig einen Jeep und nutzen bei steilen Passagen lieber die bequemere Straße, als die steilen short cuts.

 

Gegen 10.30 Uhr erreichen wir den Nyi La (4020m), ein weiterer 4000-er!! Nach dem Pass nehmen wir den rechten Weg und laufen nicht nach Geling hinunter sondern folgen dem Höhenweg zu den Einhausorten Jhaite, Chhunggar und Tamogaon (3710m). Bald erreichen wir den bereits aus weiter Ferne sichtbaren [Chhunggar Chörten]  (3750m), der mit unterschiedlichsten Naturfarben über und über bemalt ist. Große und kleine Gebetsfahnen flattern lustig im Wind.

 

Wir laufen weiter auf einem sehr schönen Höhenweg und kommen bald am baufälligen "Hotel Shangri-La" vorbei, dem Paradies auf Erden! Mehrere kleine Kälbchen liegen im Garten in der Sonne und lassen sich durch uns nicht stören.

Bald darauf stehen wir auf dem Shyangmochen La (3850m) und bereits 15 Minuten später, so gegen 13.00 Uhr (3,5h Wanderzeit) erreichen wir den gleichnamigen Ort (3800m). Es gibt hier nur 3 Häuser und nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für das Hotel Dhaulagri, denn wir wissen, hier gibt es eine hot shower.

 

Der Nachmittag ist etwas zäh, wir spielen lange Karten und trinken dazu [Khukri-Rum] um uns zu wärmen, denn in unserer Lodge ist es lausig kalt. In der Küche schauen wir interessiert zwei Lopafrauen beim Wollespinnen zu. Die jüngere bürstet die Wollknäuel mit einem großen Kamm aus und die ältere Frau spinnt einen Faden daraus und wickelt ihn auf einer Spindel auf, stundenlang ohne Unterbrechung.

Um 20.30 Uhr schlüpfe ich in meinen klammen Schlafsack. Heute brauche ich das erste Mal eine lange Unterhose gegen die Kälte.

 

              nächste Etappe, Samar

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