MUSTANG-TREKKING 8. Tag

10. Mai 2011, Shyangmochen - Samar,  2,5h

Heute hat Daniel Geburtstag. Beim Frühstück sitzen die beiden Frauen schon wieder bei ihrer Wolle und verarbeiten sie geduldig zu einem Faden.

 

Um 9.00 Uhr laufen wir los, ein weiterer 4000-er Pass muss bezwungen werden, vielleicht der letzte in unserem Leben! Bereits um 9.45 Uhr stehen wir auf dem Yamdo La (4010m). Steinhaufen und Gebetsfahnen, an zwei langen Stangen, heißen uns willkommen.

[Gebetsfahnen] sind mit heiligen [Mantras] (Versen) „Om Mani Padme Hum“ beschriebene Stofffähnchen. Auf Pässen, Hausdächern und Tempeln aufgehängt, sollen sie Gebete von dort in Windeseile in alle Welt verbreiten und schließlich zu den Göttern getragen werden.

 

Wir verweilen einige Zeit auf dem Pass und genießen die herrliche Aussicht auf die Nilgiri-Gruppe. Dann laufen wir auf einem wunderschönen Höhenweg, mit richtigen kleinen Bäumchen, in 45 Minuten bis zum kleinen Ort Bhena (3880m). Die Gegend erinnert mich etwas an die schwäbische Alb und ist ein Erlebnis und Erholung fürs grün entwöhnte Auge. Wir laufen leise und vorsichtig, weil wir weder die Lhas (Erdgeister) noch die Lhus (Wassergeister) oder gar die Berggeister (Tsen) verärgern wollen. Unnötiger Lärm und sinnloses Geschwätz sind im Lande Lo tabu.

Die restliche Strecke nach Samar (1h) ist wieder ein sehr schöner Höhenweg, aber recht anstrengend. Gegen 12.30 Uhr erreichen wir das Hotel Annapurna. Samar war bis Anfang der 70er Jahre ein Hauptstützpunkt der Khampas, der tibetischen Freiheitskämpfer, die vom CIA in ihrem Kampf gegen China unterstützt wurden. Der kleine Ort Samar, von Bäumen umgeben, war früher bevorzugter Rastort für Karawanen, heute ist der Ort ein wichtiger Stützpunkt für Camping- und Pferde-Trekking und hat deshalb viele Pferdeunterstände und Camping Grounds.

 

Ich habe müde Oberschenkel und es reicht mir heute. Das Hotel Annapurna ist für mich eindeutig die beste und schönste Lodge auf unserem gesamten Treck und meine persönliche Lieblingsunterkunft. Hier gibt es alles was das Herz begehrt und einen Trekker erfreut. Saubere und helle Zimmer, hot shower, eine einmalige Aussicht, eine sehr nette Wirtin mit einem herzigen Baby, ausgezeichnete Nudelsuppe und Kaffee, meine Bonbon-Lieblingskekse, ja sogar Batterien.

Ich hatte 8 Batterien dabei, die letzten Beiden sind in der Kamera, deshalb kaufe ich mir hier zur Sicherheit zwei neue Batterien. Später stellt sich heraus, dass die Batterien leider nicht funktionieren.

 

Am Nachmittag genießen wir das beschauliche Leben in der Lodge. Es kommt ein fahrender, indischer Händler vorbei der den Reiskochen, ein Dampfdrucktopf, der Lodge-Wirtin repariert. Der Händler besucht anscheinend jedes Jahr einmal Lo. Er kommt zu Fuß über den Thorang La, schleppt Unmengen von Ersatzteilen mit sich und schaut in Upper Mustang nach den Reiskochern.

Ich weiß nicht wie unsere Wirtin heißt, ich frage sie auch nicht danach, denn inzwischen habe ich von Tari gelernt, dass es in Mustang unhöflich ist nach dem Namen zu fragen. Deshalb sagen wir zu ihr Didi. Purna nennt alle jüngeren Frauen so und das bedeutet ältere Schwester.

 

Wir waschen unsere Klamotten, schauen im Hof einer Teppichweberin zu und wenn „Not am Mann“ ist hüten wir, oder der Opa, das süße Baby von Didi und tragen es herum.

Gerade kommt ein Campingtreck an. Hinter der Lodge ist ein wunderschöner großer Garten mit Apfelbäumen, Pappeln und einem Bach, der Camping Ground. Hier werden die gelben Zelte aufgebaut, für jeden Touri eines. Auf 3 Touris kommen 5 Nepali, 4 Mulis und die gesamte Ausrüstung. Bis vor 2 Jahren war in Mustang nur Camping-Trekking erlaubt, deshalb sind wir froh, dass nun auch Teahouse-Trekking möglich ist. Ich habe keine Lust auf Camping-Trekking. Die Camper sind meistens unter sich, währen wir Familienanschluss haben, mit in der Küche sitzen und so hautnah etwas aus vom täglichen Leben der Lopas mitbekommen. Ein Erlebnis das ich nicht missen möchte und was den Reiz einer solchen Reise noch wesentlich vergrößert.

 

Abends frage ich Didi ob sie mir eventuell etwas Jimbu verkaufen kann. Sie will mir morgen früh etwas abfüllen und zeigt uns einige Stängel frisches Jimbu. Sie sehen wirklich Schnittlauch zum Verwechseln ähnlich.

Wir spielen wieder einige Runden "Schwimmen" (die Karten sind fast unbrauchbar) und Tigers and Goats. Dieses Spiel haben wir verbessert und deutlich appetitlicher gestaltet. Wir haben nämlich in der Zwischenzeit die Ziegenscheiße durch Maiskörner ersetzt. Erst gegen 21.30 Uhr gehen wir aufs Zimmer.

 

               nächste Etappe, Chhuksang

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