Rosengarten  10.09.1989 - 14.09.1989

Unterwegs in König Laurins Reich. Dolomiti del Catinaccio.

1) Sonntag, der 10. September 1989 (Niefern - Brenner - Tiers - Santnerpass-Klettersteig - Vajolethütte)
Abfahrt in Niefern um 5.30 Uhr, Ankunft in Tiers um 12.30 Uhr, Entfernung 500km. Diesmal waren wir zu dritt unterwegs. Reinhard hatte noch Heinrich, einen Geschäftskollegen, mobilisiert.
Wir parkten das Auto beim Dorfbrunnen in Tiers (1028m) und trampten hoch zum Lift bei der Frommer Alm (1743m). Um 14.00 Uhr waren wir auf der Rosengartenhütte (2237m), früher auch Kölnerhütte genannt. Trotz des Nebels entschlossen wir uns für den Santnerpass-Klettersteig. Gleich nach der Hütte ging es 50m steil hinauf und anschließend über eine lange Schuttterrasse, bis das Band unter der Wand der Rosengartenspitze endete. Hier begann der eigentliche Klettersteig. Die Tour bietet an verschiedenen Stellen leichte Kletterei mit einigen ausgesetzten Passagen, die durch künstliche Steighilfen entschärft wurden, ideal für Klettersteigneulinge. Aber ein Klettersteigset und einen Helm sollte man unbedingt dabei haben. Die landschaftlich schönste Stelle erreichten wir nach der Eisenleiter. Wir gelangten in eine wunderschöne, enge Scharte zwischen der Rosengartenwand und der Schroffenegger-Nadel, mit Blick auf die berüchtigte Eisrinne. Nach 2,5 Stunden Felskontakt kletterten wir mit Hilfe einiger Metallstifte über die Ausstiegswand und standen nach kurzer Zeit vor der Santnerpasshütte. Sie ist die höchstgelegene Hütte (2741m) im Rosengartengebiet. Leider lag alles, auch die weltberühmten Vajolettürme, im dichten Nebel.
Nach dieser Enttäuschung stiegen wir 500 Höhenmeter über rutschige, abgespeckte Felsstufen zur Vajolethütte (2243m) ab. Wir erreichten das Schutzhaus um 17.30 Uhr und hatten Glück, ein "luxuriöses" 6-Bettzimmer ohne Schnarcher bot uns eine angenehme Nachtruhe. Beim Abendessen lernten wir Peter, einen Dauergast auf der Vajolethütte, kennen. Er erzählte uns, dass er die Erstbegehung des Heilbronner Weges  (Heilbronner Straße) mit dem Fahrrad gemacht hatte. Als ihn die überraschten Wanderer fragen, warum er ein Fahrrad dabei habe, gab er ihnen als Antwort: "Wenn man müde ist, kann man auf dem Lenker so geschickt seine Arme ausruhen!" In den Bergen trifft man schon verrückte Typen, es sollte nicht der Letzte sein. 

2) Montag, der 11. September 1989 (Vajolethütte - Scalettepass - Antermojahütte (Larsec-Durchquerung))
Herrlicher Sonnenschein veranlasste Reinhard und mich ohne Frühstück zum Gartl aufzusteigen um die Vajolettürme zu fotografieren; gestern war dies ja nicht möglich gewesen. Nach einer Stunde standen wir vor einer der bekanntesten Felsformation der Dolomiten, den drei weltberühmten Vajolettürmen. An diesem Morgen waren wir die einzigen Störenfriede in dieser erhabenen und imposanten Zauberwelt. Momente die man nicht so schnell vergisst. Anschließend frühstückten wir in der Gartlhütte (2621m)  neben einem prasselnden Holzfeuer.
Um 10.00 Uhr machten wir uns auf unsere 2. Etappe. Durch herrlichen Latschenwald ging es unschwierig und nicht steil zum Einstieg des Passes. Wir mussten mühsam 500 Höhenmeter überwinden um den 2348m hohen Pass zu erreichen. Der Weg war ziemlich steinschlaggefährdet, ein Helm war unbedingt erforderlich. Der Weiterweg glich einer Mondlandschaft; fremdartig der merkwürdige Hochkessel der Larsecgruppe. Ein weiterer kurzer Aufstieg brachte uns zum Lausapass (2700m). Das Wetter wurde schlechter, er kam ein kalter Wind auf und Nieselregen setzte ein. Nach einen halben Stunde Abstieg, endlich der sagenumwobene Antermojasee. Dunkel, fast schwarz lag der Wasserspiegel in einem öden Hochtal unterhalb des Fallwandzuges eingebettet, dicht daneben die Antermojahütte (2497m). Kurz nachdem wir um 14.00 Uhr die Schutzhütte betraten, setzte starker Regen ein.
Unser Schlafgemach war ein 12-Bettzimmer (4x3 Stockbetten). Ich lag im 3. Stock ohne Sicherung und hatte mehr Bammel als am Klettersteig.

3) Dienstag, der 12. September 1989 (Antermojahütte - Scalieretspitze - Antermojahütte)
Heute wollten wir relaxen und uns einen gemütlichen Tag machen. Nachdem Frühstück marschierten wir ohne Gepäck bei herrlichem Wetter um 8.30 Uhr los. Vorbei am dunklen Antermojasee und in einer Stunde hinauf zum Antermojapass (2769m). Ab hier sind es nur noch 15 Minuten über eine Schroffenflanke bis zum Scalieretpass, von wo aus man auf einer schönen Steigspur über den 700m langen, unschwierigen Gipfelgrat zur Scalieretspitze (2889m) gelangt. Ein fantastischer Aussichtberg mit prächtiger Schau auf den Rosengatenhauptkamm und das ganz ohne Massenbetrieb.
Nachdem Eintrag ins Gipfelbuch wanderten wir auf demselben Weg zurück zum Antermojapass. Hier machten wir an einem sonnigen Platz eine Rast und beobachteten das Treiben am Kesselkogelklettersteig. Damals war uns der Kesselkogel (3004m) noch zu schwierig. Für den Rückweg nahmen wir uns viel Zeit, erkundeten etwas die Umgebung und waren rechtzeitig vor dem großen Regen um 14.00 Uhr zurück auf der Antermojahütte. Die Nacht war wieder sehr unruhig: Schnarcher und strömender Regen.

4) Mittwoch, der 13 September 1989 (Antermojahütte - Tierser-Alpl-Hütte - Schlernhäuser)
Nachdem wir uns telefonisch auf den Schlernhäusern ein 4-Bettzimmer reservieren ließen, machten wir uns bei schönem Wetter um 8.00 Uhr auf den Weg. Wir brauchten bis zur kleinen Grasleitenpasshütte (2599m) nicht einmal 1,5 Stunden. Jetzt ging es hinab in den großartigen Grasleitenkessel und auf der anderen Seite in vielen Kehren, sehr anstrengend, wieder hinauf zum Molignonpass. Wieder zog Nebel auf, die Stimmung war richtig gespenstisch. Kein Wunder, dass es hier im Rosengarten so viele Sagen und Märchen gibt. Auf dem Molignonpass (2598m) entdeckten wir Schneehühner. Kurz vor dem Tierser-Alpl mussten wir noch einige mit Fixseile gesicherte Stellen meistern, ehe wir um 11.00 Uhr das Schutzhaus erreichten.
Das Tierser-Alpl (2440m) steht an einem wichtigen Kreuzungspunkt und ist Ausgangspunkt des beliebten Maximiliansweg (einfacher Klettersteig) der über die Roßzähne zur Roterdspitze führt. Nach einer einstündigen Suppenpause gingen wir weiter auf dem Weg Nr. 4 in Richtung Schlernhäuser. Unterwegs fing es heftig an zu regnen und wir waren froh, als wir um 14.15 Uhr bei den Schlernhäusern (2457m) ankamen. Das große Schlernhaus liegt mitten auf dem Schlernhochplateau mit herrlicher Aussicht auf den Rosengarten (bei schönem Wetter!!).
Nachdem wir unser Zimmer belegt hatten, machten wir noch einen kurzen Besuch auf dem nahen Petz (2563m), aber leider hatten wir nur 50m Sichtweite und der Regen wurde auch wieder stärker. Beim Abendessen trafen wir zwei Wanderer aus unserer Nachbargemeinde. Da sie ohne Auto unterwegs waren, bot ich ihnen an sie morgen mitzunehmen, was sie dankend annahmen. Es hatte leicht zu schneien angefangen.

5) Donnerstag, der 14. September  1989 (Schlernhäuser - Tiers - Niefern)
Wir standen um 7.00 Uhr auf. Es war dunkel im Zimmer, der Schnee hatte das Dachfenster zugedeckt. Zuerst gratulierten wir Reinhard zu seinem heutigen Geburtstag. Ein wunderbarer Sonnenaufgang am Rosengarten erwartete uns. Eine dünne Schneedecke lag auf den Wiesen und gab einen scharfen Kontrast gegen den dunklen Rosengarten. Nach dem Frühstück marschierten wir pünktlich um 8.00 Uhr zusammen los. Wir wählten den kürzeren Weg nach Tiers, 1300m Abstieg durch die Bärenfalle, trotzdem eine lohnende Tour. Die schwierigen Stellen waren durch Eisenroste, Eisenstifte und Drahtseile entschärft.
Nach 2 Stunden kamen wir zum so genannten "Tschetterloch" auf 1300m; eine kleine Felsnische, aus der eine Quelle entspringt. Als wir Weißlahnbad erreichten, brannte bereits wieder die Sonne vom Himmel. Oberhalb der Hauptstraße wanderten wir an schönen Gasthöfen und Bauernhöfen vorbei nach Tiers. Um 11.00 Uhr waren wir beim Auto. Wir kauften noch etwas Speck, Knoblauchsalami, Fladenbrot und Wein ein, stärken uns auf einer Bank am Parkplatz und verließen um 12.00 Uhr zu fünft Tiers.
Nachdem ich alle daheim abgeliefert hatte, war ich erst um 20.45 Uhr in Niefern. Abends bekamen alle von uns (4 von 5) die im Schlernhaus Spaghettis gegessen hatten starke Magen-Darm-Probleme. Seitdem bin ich auf Berghütten vorsichtig mit Hackfleischsauce und ziehe die vegetarische Küche vor.

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