Königssee 30. September 2005 - 03. Oktober 2005
Hirschbrunft auf der Wasseralm, oder wenn der Weg zum Bachbett wird!

Letztes Jahr Königssee 2004 bekamen wir auf dem Kärlingerhaus den Geheimtipp "Hirschbrunft auf der Wasseralm unbedingt hingehen und anschauen, ein Naturereignis!" Uns war sofort klar, dass das unser Wanderziel für 2005 sein wird, gleichzeitig hätten wir damit auch den ganzen Königssee umrundet. Das erste Oktoberwochenende bot sich ideal dazu an und so machten wir uns trotz schlechter Wettervorhersage auf den Weg.

1) 30.09.2005 (Niefern - München - Königssee - Gotzenalm)
Um 12.30 Uhr waren wir auf dem Parkplatz am Königssee und machten uns kurz darauf auf zur Gotzenalm. Der Weg führte uns ein Stück entlang der Jennerbahn (sehr kleine Kabinen), ehe es in Richtung  Königsbachalm in den Wald ging. Wir folgten einem breiten Weg mit tollen Tiefblicken auf den Königssee. Langsam besserte sich das Wetter und manchmal zeigte sich sogar die Sonne. Nach einiger Zeit kamen wir auf einen breiten Fahrweg, der zur Königsbachalm (1180m) führte. Wir wanderten gleich weiter, verließen den Fahrweg und nahmen den Wanderweg Nr.493. Jetzt ging es bergab bis zur Gotzentalalm (1115m). Es fing leicht an zu Regnen und wir suchten Schutz unter dem weit vorspringendem Dach der Gotzentalalm.
Als der Regen aufhörte machten wir uns an die 500 Höhenmeter Aufstieg zur Gotzenalm. Ein Fahrweg führte in vielen Kehren hinauf zum Plateau wo die Gotzenalm steht, lediglich zwei kurze ebene Passagen brachten etwas Erholung. Kurz unterhalb der Gotzenalm erreichten wir die Schneegrenze. Die Sonne schien wieder und wir hatten einen tollen Blick auf den Jenner, die Bergstation und auf den Hohen Göll. Um 17.00 Uhr waren wir an der schmucken Alm (1685m) angekommen, das Thermometer zeigte 3°C an und die gesamte Hochfläche war leicht mit Schnee gepudert. Auf den Tischen im Freien lagen 5cm Neuschnee, es reichte für die erste Schneeballschlacht. Wir bekamen das Zimmer Nr. 2, dessen Zugang unglücklicherweise außerhalb das Alm liegt. Unser Quartier war  klein und kalt!!
Vor dem Abendessen gingen wir noch einmal nach draußen und machten einige stimmungsvolle Aufnahmen vom prachtvollen Bergpanorama. Um 18.00 Uhr gab es ein schmackhaftes Abendessen. Insgesamt waren wir nur 10 Leute auf der Gotzenalm, darunter eine 5-er Gruppe aus Amberg. Um 21.30 Uhr gingen wir in unser kaltes Zimmer  Nr.2. Ich empfand die Kälte trotz Schlafsack ähnlich wir im highcamp beim Annapurna-Trekking. Apropos Nepal: vor genau 3 Jahren starteten wir zu unserem großen Abenteuer in den Himalajastaat.
Zu allem Unglück lief mir auch noch die Wasserflasche im Schlafsack aus. Am Morgen war dann alles wieder trocken!
Aufstieg: 1000m

2) 01.10.2005 (Gotzenalm - Mittelhütten-Alm - Wasseralm)
Wir wachten um 7.30 Uhr bei herrlichem Sonnenschein und 0°C auf. Sofort zogen wir uns an, schnappten die Digitalkameras und machten uns auf den Weg zum Aussichtspunkt Feuerpalfen. Der Boden war hart gefroren und eine dünne Eisschicht hatte die Pfützen überzogen. Über dem Königssee lag eine dicke Nebelbank, aber die Berge befanden sich bereits im vollem Sonnenschein. Die Sicht war gigantisch. Einmal riss die Nebelbank über dem Königssee auf und wir konnten einen kurzen Blick auf St. Bartholomä werfen.
Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein um 9.00 Uhr auf den Weg zur Wasseralm. Wir folgten dem Weg 493, verliefen uns kurz in Richtung Saletalm, bemerkten es aber noch rechtzeitig. Der Pfad entlang der Laafeldwand ist etwas ausgesetzt aber ungefährlich. Hier trafen wir den Park-Ranger Sepp. E., der uns einige interessante Details über den Naturpark Berchtesgaden und über seine Arbeit erzählte.

Nach unserem Gespräch liefen wir weiter. Es ging ständig bergab, vorbei an der verfallenen Mittelhütten-Alm (1630m), entlang eines kleinen Baches und durch ein größeres Gebiet wo Sturmholz kreuz und quer herumlag, der Weg war aber zum Glück freigeräumt. Das Wetter war jetzt durchwachsen, wir hofften aber noch trocken die Wasseralm erreichen zu können. Jetzt stieg der Weg wieder an, stellenweise wurde es recht steil, dazwischen tolle Ausblicke auf den Obersee und den Watzmann. Wir überholten die Gruppe aus Amberg. Wie die den Weiterweg bis zum Kärlingerhaus heute noch schaffen wollten, war uns ein Rätsel. Die letzten 15 Minuten ging es dann leicht abwärts zur Wasseralm (1416m) in der Röth und um 13.00 Uhr erreichten wir bereits unser heutiges Ziel.
Die Wasseralm (
Bild) ist eine rustikal Blockhütte, angeblich besteht sie aus Teilen von Göbbels Jagdhütte, mit einem kleinen Nebengebäude (hier wird gekocht), einer Doppeltoilette im Freien und einem Brunnen zum Waschen. Wir belagerten gleich ein Doppelstockbett, zogen uns um, setzten uns zu den anderen Wanderern ins Freie und tranken erstmal eine Radlermass, dabei lernten wir die beiden Kinder Josepha und Moritz sowie deren Vater und Hüttenwirt Horst kennen. Ich habe selten zwei Kinder so schön und intensiv mit einfachsten Mitteln spielen sehen, wie die Beiden auf der Wasseralm. Auf der Wasseralm befindet sich die Außenstelle Röth der [Enzianbrennerei Grassl]. Hier werden noch nach alter Tradition verschiedene Brände hergestellt, speziell der [Meisterwurz von der Wasseralm].
Nachmittags erkundeten wir etwas die Gegend, aßen leckere hausgemachte Rohrnudeln, tranken einen Grassl-Schnaps und spielten einige Partien Schach und Backgammon. Langsam regnete es sich ein, aber es waren noch keine röhrende Hirsche in Sicht. Um 18.30 Uhr gab es endlich Abendessen, Gamsragout mit Semmelknödel und 22 Leute wollten verköstigt werden. Das fertige Essen wurde in großen Kübeln aus dem Nachbargebäude geholt. Gerade wollte ich in ein zähes Stück Gamsragout beißen als ein Schrei durch den kleinen Raum hallte "Ein Hirsch"!! Alle rannten nach draußen, es dämmerte leicht und wir bewunderten den kapitalen Hirsch der hinter einer Hirschkuh aus dem Wald hervortrat. Beide kamen so bis 20m an die Alm heran, und schienen keine Angst vor uns Menschen zu haben. Die Brunft schaltet das Gehirn aus.
Nach kurzer Zeit zog sich der Hirsch aber leider wieder ins Unterholz zurück und wir enttäuscht zu unserem Gamsragout. Horst meinte wir würden alle noch zu gut riechen, erst nach einer 5 Tagestour hätte man das richtige "Geschmäckle" um die Hirsche anzulocken. Nach dem Essen konnten wir noch 3 Hirschkühe beobachten und manchmal röhrte auch ein Hirsch, aber da es jetzt schon stockdunkel war, konnten wir nichts mehr erkennen.
Gingen dann etwas enttäuscht um 21.30 Uhr ins Lager. Die Nacht aber war super, kein Schnarcher, kein Mucks, eine super disziplinierte Truppe und das bei 22 Leuten, alle Achtung!!    
Wichtiger Hinweis: Die Wasseralm kann telefonisch nicht erreicht werden. Reservierung ist nur über die DAV-Sektion Berchtesgaden möglich!
Aufstieg ca.: 300m, Abstieg ca.:  500m

3) 02.10.2005
(Wasseralm - Halsköpfl - Grünsee - Kärlingerhaus)  
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von der Wasseralm und machten uns um 9.00 Uhr bei Dauerregen auf den Weg zum Kärlingerhaus. Jetzt kam unsere Regenausrüstung voll zum Tragen. Etwas trübsinnig  wanderten wir vor uns hin, nur Nebel und Regen! In unserem Tran verpassten wir die Abzweigung zum Grünsee und standen um 11.45 Uhr plötzlich auf dem Halsköpfel 1718m, wo der Weg endete. Auch vom Königssee keine Spur! Es dauerte lange bis uns klar war, dass wir eine Abzweigung übersehen haben mussten. Wir spielten schon mit dem Gedanken wieder  ganz  zur Wasseralm zurückzulaufen, als wir dann doch noch den richtigen Weg fanden. Auf dem Weitermarsch zum Schwarzsee entdeckten wir im Nebel Gamswild. Am Schwarzsee war der Weg überflutet und so mussten wir, wenn wir keine nassen Füße bekommen wollten, an einer Felswand von Stein zu Stein klettern. bzw. springen.
Das Wasser kam jetzt nicht nur von oben, sondern auch von unten. Aus dem Wanderweg war in der Zwischenzeit ein Bachbett geworden. In meinen neuen Wanderschuhen stand das Wasser und ich war nass bis auf die Unterhose; bei Dauerregen versagen auch gute Regenklamotten!!
Endlich erreichten wir den Grünsee, es riss kurz auf und ich konnte sogar einige Bilder machen. Dann kam der erbarmungslose Aufstieg über die Himmelsleiter (-treppe). Mit Hilfe von über 300 Stufen überwindet man mehrere 100 Höhenmeter, man denkt die Treppen hören nicht mehr auf. Endlich wurde es wieder flacher und wir kamen auf den Saugassenweg, den wir schon vom letzten Jahr her kannten. 10 Minuten später erreichten wir um 13.30 Uhr das Kärlingerhaus (1630m) am Funtensee. Der Funtensee ist der Kältepol Deutschlands. Hier wurde am
[24.12.2001 mit -45.9°C] die bisher tiefste Temperatur in Deutschland gemessen.
Wir bekamen problemlos zwei Betten in einem 4-er Zimmer und konnten unsere nassen Klamotten im vorbildlichen Trockenraum aufhängen. Wir zogen trockene Kleider an und gönnten uns erstmal einen Kaffee und leckeren Käsekuchen. Wie im letzten Jahr fiel uns gleich wieder die unfreundliche Chefin auf. Durch einige nette Kommentare versuchten wir sie gütlich zu stimmen, keine Chance! Den Rest des Tages verbrachten wir im gut geheizten Hauptraum und spielten Backgammon und Halma. Eine größere Gruppe Ossis (15 Personen) aus Sachsen machten ganz schönen Trouble, einer versuchte sogar mit mir Streit anzufangen. Wir ignorierten sie anschließend. Das Abendessen war gut und mit insgesamt 20 Gästen war das Kärlingerhaus ziemlich unterbelegt, angenehm für uns! Das Zimmer hatten wir für uns alleine.
Aufstieg ca.: 400m, Abstieg ca.:  200m

4) 03.10.2005 (Kärlingerhaus - Saugasse - St. Bartholomä - Niefern)  
Das Frühstück war wie im letzten Jahr ganz schlecht (3 trockene Scheiben Brot, 2 kleine Tassen Kaffee, etwas Butter und Marmelade) und kostete unverschämte 7.30€ und die Laune der Chefin auch nicht besser. Die Hüttenwirte brauchen sich nicht wundern, wenn bei solchen Preisen und solch schlechter Qualität viele Wanderer ihr Essen selber mitbringen. Um 8.15 Uhr machten wir uns bei sonnigem Wetter auf unsere letzte Etappe nach St. Bartholomä über die Saugasse. Nach 1,5 Stunden kamen wir zur Saugasse und tauchten in eine Waschküche ein,  kurz zuvor beobachteten wir noch einige Gämsen. Der Weg war wunderschön; ich bezeichnete ihn als Parkweg und der gespenstische Nebel verstärkte noch die prächtige herbstliche Stimmung.    
Um 11.15 Uhr erreichten wir ohne Regen St. Bartholomä und gingen gleich in die kleine Fischerhütte. Das Saiblingsbaguette ist eine Delikatesse, es schmeckte wieder super; ich habe selten besseren Fisch gegessen. Als Mitbringsel für daheim  nahm ich einen eingeschweißten geräucherten Saibling mit. Nach der leckeren "Fast Food" brachte uns das Schiff um 12.15 Uhr nach Berchtesgaden. Um 12.45 Uhr fuhren wir vom Parkplatz ab und waren erst kurz nach 18.00 Uhr in Niefern. Unterwegs war sehr viel Rückreiseverkehr und zwischen München und Stuttgart hatten wir fast nur Stau. 
Abstieg ca.:  1000m

Fazit: Wir hatten noch sehr schöne herbstliche Tage am Königssee verbracht, jetzt kann der Winter kommen! Die Königsseerunde ist geschlossen und ich kann die Gegend nur wärmstens weiterempfehlen. Meine neuen Wanderschuhe haben sich bewährt. Sie waren zwar nicht ganz wasserdicht, aber dies war seit langem mal wieder eine Tour, wo ich von Wasserblasen verschont blieb, dank Lowa!!. Die Hirschbrunft war nicht so spektakulär wie erwartet, aber sehenswert und interessant, ein zusätzliches Schmankerl! Für die Strecke Gotzenalm-Kärlingerhaus sollte man mindestens 7-8 Stunden rechnen und dann kommt kurz vor dem Ziel noch die anstrengende Himmelsleiter. Diese sehr lange Tour sollten sich nur konditionell starke Wanderer zumuten. Eine Übernachtung auf der Wasseralm ist urgemütlich und in der heutigen Zeit ein seltenes Erlebnis. In der Hauptsaison sollte man wenn möglich die Unterkünfte vorbestellen, aber Anfang Oktober  ist es nicht mehr notwendig.
 

[Gotzenalm]
[Wasseralm]
[Gotzenalm-Wasseralm-Kärlingerhaus] (Wanderbericht)
weitere Links unter
Königssee 2004

 

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