MUSTANG-TREKKING 9. Tag

11. Mai 2011, Samar - Chhuksang, 2,5h

Heute wache ich so gegen 5.30 Uhr, auf. Der Grund, die Hunde und Kühe von Samar haben heute Morgen einen Sängerwettstreit. Wir können nicht mehr schlafen, deshalb pflege ich meine Wasserblasen und Reinhard geht auf Fotosafari.

Während Didi unser Frühstück zubereitet kümmern wir uns um ihr süßes Baby. Es ist ein richtiger kleiner Schatz. Ich trage es herum, lasse es in den Spiegel schauen und sing ihm ein Liedchen vor. Es strahlt mich an und plappert vor sich hin. Ich habe selten ein zufriedeneres und freundlicheres Kind auf dem Arm gehabt als das Baby von Didi.

 

Beim Frühstück bekomme ich mein Jimbu überreicht, eingeschweißt mit einer Kerze in eine Plastiktüte. Gegen 9.00 Uhr verlassen wir meine Lieblingslodge und machen uns auf die kurze Strecke, nur bergab, nach Chhuksang. Bereits nach 1h sind wir an der Hängebrücke die nach Ghyakar führt. Wir machen hier eine kurze Pause, Reinhard will sich die Hängebrücke näher ansehen und sie auch begehen. Ich begleite ihn nicht, ich schone lieber meine geplagten Füße und warte geduldig auf ihn.

Bald sind wir wieder an der Straßenbaustelle und wir entdecken einen großen, gelben Bagger mit der Aufschrift "Mustang Tiger". Kurz darauf erreichen wir Chele und steigen hinunter ins riverbed des Kali Gandaki.

 

Die eigentliche Einnahmequelle der Lopas, der Handel durch die Kali Gandaki Schlucht, entlang der Salzstrasse in Nord–Süd-Ausrichtung, ist seit der Schließung der Grenze durch China zusammengebrochen. Auf der Salzstrasse wurden früher bis zu 9000 t Salz transportierte (Zahlenangaben nach GEO).

 

Heute ist wieder ein toller Tag, sonnig und warm, wenig Wind, einfach ideal zum Wandern. Nach insgesamt nur 2,5 Wanderstunden kommen wir bereits gegen 11.30 Uhr in Chhuksang an. Wir machen Quartier im Bhrikuti Tourist Camping, direkt neben dem Narshing Khola, der gleichen Lodge wo wir beim Hinweg rasteten. Aber leider ist es nicht mehr so gemütlich wie damals. Der Maler ist im Haus, es riecht stark nach Dispersionsfarbe und überall wird gearbeitet. Weil die meisten Zimmer renoviert werden bekommen wir ein bereits fertiges 3-Bettzimmer und haben dadurch unheimlich viel Platz. Nur einen Haken hat das Ganze, auf dem Weg zu WC und shower müssen wir über das Dach und dort klafft ein riesiges, nicht abgesichertes Loch. Hier heißt es höllisch aufpassen wenn man nachts zur Toilette geht.

 

Chhuksang, 2920 Meter über dem Meer gelegen, besteht aus drei kleineren Siedlungen. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben. Rundherum gibt es Felder, Obstbäume, Blumen und blühende Sträucher, eine Freude fürs Auge über das lang vermisste satte Grün.

 

Wir essen unsere obligatorische Nudelsuppe und stellen uns auf einen langen, zähen Nachmittag ein. Aber wir bekommen unerwartet Unterhaltung, die Kitchen Crew eines Campingtrecks ist angekommen, d.h. der Rest mit den Touris folgt demnächst. Die Kitchen Crew hat beim Camping-Trekking die "Arschkarte" gezogen. Sie verlassen als Letzte das alte Camp und müssen als Erste wieder im neuen Camp sein, die Küche aufbauen und die Touris mit Tee empfangen, welch ein Knochenjob!!!

 

Kurze Zeit darauf kommen die deutsch schwatzenden Touris mit der Begleitmannschaft und den schwerbepackten Mulis. Insgesamt besteht die Gruppe aus 10 deutschen Trekkern, 8 Nepalis und 10 Mulis, welch ein Aufwand! Aber trotzdem hat in Mustang Camping-Trekking noch immer seine Berechtigung. Die Lodges haben einfach zu wenige Zimmer, sodass man als Einzeltrekker wie wir, ohne Zelt-Trekking große Probleme hätte überhaupt eine Unterkunft zu finden.

Auf dem Camping Ground werden unter den Apfelbäumen die violetten Zelte von Diamir-Trekking aufgebaut, für jeden Trekker eines. Es werden die Mulis versorgt, gekocht und palavert, während sich die Touris in ihre Zelte zurückziehen um sich auszuruhen. Es ist sehr windig geworden deshalb muss ich meine gewaschenen Socken mit mehreren Wäscheklammern sichern.

 

Um uns die Zeit zu vertreiben gehen wir zum Flussbett hinunter und suchen 2 Stunden lang heilige [Saligrame], versteinerte Ammonite. Wir haben tatsächlich Erfolg und finden einige ganz brauchbare Exemplare. Wir öffnen sie durch Werfen gegen andere Steine (nicht ungefährlich), professioneller geht es angeblich mit großer Hitze.

Ich habe mir sagen lassen, um einen wirklich tollen Ammoniten zu finden braucht ein Sammler mindesten einen ganzen Tag.

 

Abends sitzen wir in der nach Dispersionsfarbe stinkenden Gaststube und bekommen ein Familiendrama mit. Eine Frau kommt schreiend herein und wird von ihrem betrunkenen Ehemann (?) verprügelt. Die anderen Nepalis gehen dazwischen und beruhigen die Beiden. Aber kurze Zeit später fallen die Streithähne erneut übereinander her. Ich bin überrascht und betroffen, auch in "Shangri-La am Ende der Welt" gibt es Probleme mit Alkohol und häuslicher Gewalt!

 

               nächste Etappe, Kagbeni

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