MUSTANG-TREKKING 1. Tag

03. Mai 2011, Kagbeni-Chele, 5h

Wir stehen um 6.00 Uhr auf, frühstücken, packen, zahlen und um 8.00 Uhr geht es los. Wir sind endlich auf dem Weg nach Lo Manthang. Kurz darauf sind wir am Permit-Check, niemand ist da und so dauert es eine Weile bis Purna eine Beamtin findet die die Formulare ausfüllt, unsere Permits kontrolliert und abstempelt. Wer es darauf anlegt kann auch illegal nach Upper Mustang einreisen, aber wenn man dabei erwischt wird muss man mit empfindlichen Strafen rechnen.

 

Otschee Mustang wir kommen, wir sind in diesem Jahr die Touristen 405 und 406. Wenn man sich die [Touristenzahlen für Upper Mustang] für die letzten 10 Jahre anschaut so schwanken sie zwischen 250 (Jahr 2002) und 2200 (Jahr 2008). Seit 1992 haben die Lopas die Zusage aus Kathmandu 60% der Permiteinnahmen für ihre Region zu bekommen, aber in Wirklichkeit erhalten sie nur einen Bruchteil davon.

 

Wir gehen hinunter zum riverbed und folgen den Lastwagenspuren. Lo Manthang wird hauptsächlich mit LKWs versorgt die bei Niedrigwasser im riverbed des Kali Gandankis fahren.

 

Nun sind wir endgültig in Upper Mustang. Ein Jahr Planung liegt hinter uns, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat?

Ich muss an ein Zitat aus dem Spiegel 27/1995 denken." In einem weitentfernten Tal, hinter den eisigen Gebirgsketten des Himalajas, lebt ein König wie aus längst vergangenen Zeiten. Seine Burg ist aus Stein und Lehm, sein Besitz besteht aus Schafen und Pferden. Sein einziger Wächter ist ein schwarzer Bluthund. Wer es bis ins nepalesische Mustang schafft, meint das Ende der Welt gefunden zu haben".

Ob wir Gelegenheit haben eine Audienz beim König von Mustang zu bekommen?

 

Wir überqueren mehrmals den Fluss auf einfachen Holzbalkenbrücken und verlassen nach ca. 30 Minuten das riverbed und folgen der Straße auf der rechten Flussseite. Es geht aufwärts, die Sonne brennt erbarmungslos, kein Schatten und ich hole mir einen ordentlichen Sonnenbrand an beiden Handgelenken.

Gleich am ersten Pässchen packt Reinhard das SOS Care Paket seiner Geschäftskollegin aus, es enthält unter anderem Bifis und Dauerschwarzbrot. Wir kommen auf eine Hochfläche, folgen einer langen Steinmauer und dann geht es steil hinunter nach Tangbe, ab Kagbeni 2,5h.

 

Das Landschaftsbild wird durch den “dunklen Fluss der Göttin Kali”, den Kali Gandaki bestimmt. Er durchbricht die Himalaja-Hauptkette von Nord nach Süd und bildet bei seinem Durchfluss zwischen Annapurna und Dhaulagiri die tiefste Schlucht der Erde. Erosion und ständiger Wind haben fantastische Gebilde in Fels, Sandstein und Lehm geformt, eine einmalig karge schöne Landschaft.

 

Wir passieren Tangbe, erklimmen einen kleinen Pass und sehen unter uns eine grüne Oase liegen, Chhuksang, 2920 Meter über dem Meer, aus drei kleineren Siedlungen bestehend. Hier wird viel Landwirtschaft betrieben. Gegenüber auf der Westseite liegt Kang Gompa, wie ein Adlerhost. Es ist warm aber der Wind zum Glück erträglich.

Nun geht es wieder steil bergab, wir folgen weiter der Straße, bis diese plötzlich aufhört und als schmaler, ausgesetzter Weg weiterführt, die „gefährlichste“ Stelle der gesamten Tour. Wir kommen nach Chhuksang, wandern ein Stück durch den Ort, vorbei an blühenden Apfelbäumen (auf fast 3000m Höhe) und immer die gewaltigen, bunten Felsformationen am gegenüberliegenden Ufer vor Augen. Dort entdecken wir einige Felsenhöhlen. Höhlenforscher haben in Mustang die ältesten Siedlungsspuren im Himalaja entdeckt, datiert auf 1.000 Jahre v. Chr.  Sie stellen offenbar eine frühe Siedlungsform im Kali Gandaki Tal dar. Nördlich von Lo Manthang gibt es noch heute bewohnte Felsenhöhlen.

 

Im Bhrikuti Tourist Camping (4h ab Kagbeni), gleich neben dem Narshing Khola der von Tetang herunter kommt und bei Chhuksang in den Kali Gandaki mündet, machen wir im Schatten Rast. Ich genieße eine leckere Nudelsuppe und eine eiskalte Cola. Meine Lebensgeister kehren langsam zurück. Ich schaue mir etwas das idyllische Dorfleben an und mache einige Fotos.

 

Wir laufen weiter im riverbed und sehen schon von weitem [Chele] hoch über dem Kali Gandaki Tal thronen. Wir überqueren den Fluss auf einer blauen Stahlbrücke. Der Kali Gandaki, kommt hier aus einer Felsspalte herausgeschossen, wie aus einem Höllenschlund. Ein kurzer aber steiler Anstieg bringt uns zum Torchörten mit Geisterfalle (Dö) und ins Dorf Chele (5h ab Kagbeni).

Aber gegen den größten Plagegeist im Kali Gandaki Tal, dem Wind, hilft auch keine Geisterfalle.

 

Chele ist ein gutes Beispiel für eine Siedlung aus Stampflehmbauten, eine bereits von den "Alten Römern" praktizierte Hausbautechnik. Die Dächer sind flach und dienen als Brennholzlager. Ein großer Brennholzvorrat gilt in Mustang als Statussymbol.

Wir machen Quartier im Bishal Guest House Eine gute Wahl, wir haben ein sauberes Zimmer, eine hot shower und ordentliches Essen nur die Bestecke sind schmutzig. Zum Abendessen hole ich mein Bundeswehrbesteck heraus, ich bin doch noch etwas pingelig aber das wird sich bestimmt bald legen. Wir lernen Purna und Deepak das Kartenspiel ["Schwimmen"]. Es wird das Highlight auf unserer Tour.

 

Die 5h Stunden von Kagbeni nach Chele sind optimal zum Einlaufen, schon etwas anstrengend, aber man wird entschädigt durch eine atemberaubende Landschaft mit spektakulären Felsformationen.

Unterwegs kamen uns nur 6 Trecker entgegen.

 

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