2.000km von Cairns nach Brisbane

Cardwell,Hinchinbrook-Island
Cairns - Cardwell: 230km

07. Mai, Cairns-Cardwell: Nach dem Frühstück bringt mich Graham freundlicherweise um 9.00 Uhr mit seinem Auto zur [Apollo-Autovermietung] in die 51 McLeod Street. Das ist ganz in der Nähe von unserer Unterkunft, zu Fuß, vorbei am Botanischen Garten, ca. 20 Minuten.
Wie versprochen steht unser Auto bereit, ein kleiner Hyundai Getz mit über 150.000 km. Die Formalitäten dauern nicht lange, dann mache ich mich auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Habe schon etwas Bauchschmerzen, linksfahren mit dem eigenen Auto in England ist doch etwas anderes als hier in Australien. Ich habe Probleme mit der ungewohnten Schaltung und jedes Mal wenn ich den Blinker betätigen will, setzt der Scheibenwischer ein, die Funktionen sind in "englischen Autos" vertauscht. Zum Glück sind Gas-, Kupplung- und Bremspedal an gleicher Stelle.

Wir packen schnell unseren "stuff" zusammen, verstauen die verderblichen Lebensmittel in unserer kleinen Kühltasche (wichtiges Reise-Equipment!!) die uns Ursel besorgt hatte, verabschieden uns etwas wehmütig von Graham und Connie und machen uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg nach Cardwell. Kurz nach Cairns haben wir bis Tully Dauerregen, nicht gerade dienlich für einen "Fahranfänger". Ich verwechsle öfters den Blinker mit dem Scheibenwischer, oder umgekehrt, vor allem dann, wenn ich mehrere Dinge gleichzeitig machen muss. Ich hoffe aber mit der Zeit wird es schon klappen!
Wir kommen in das Gebiet wo
[Cyclone Larry] am 20 März 2006 mit fast 300 Stundenkilometer über die Nordküste von Queensland raste und verheerend wütete. Erfreulicherweise gab es keine Toten. Etwa 7000 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Die Behörden schätzen den Schaden an Gebäuden und in der Landwirtschaft auf umgerechnet etwa 600 Millionen Euro. Der Sturm gilt als der heftigste in Queensland seit Menschengedenken. Schlimm sieht es in und um [Innisfail] aus. Viele Häuser sind total zerstört, oder ohne Dach, der Regenwald großflächig verwüstet (vergleichbar mit ["Lothar"] im Schwarzwald, 26.12.1999), und fast alle Bananen- und Zuckerrohrplantagen sind vernichtet.

Wir machen einen Abstecher vom
[Bruce Highway] nach [Mission Beach]. Hier das gleiche Bild, zerstörte Häuser und verwüstete Natur. Die Palmen am Strand sehen wie "gerupft" (Bild) aus, hunderte von Kokosnüssen liegen im Sand, Lokale und Geschäfte sind leer und nur wenige Touristen sind zu sehen. Wir sind sehr enttäuscht, wir kennen den Strand und den Ort von traumhaften Urlaubsbildern und jetzt diese schreckliche Verwüstung!

Es regnet noch immer und das schon seit 6 Wochen, wie uns die "Locals" berichten. Wir essen eine Kleinigkeit und fahren dann weiter nach Cardwell. Es ist nebelig, die Sicht und teilweise auch die Straße schlecht, aber zum Glück ist der Bruce-Highway nicht so stark befahren und meine Fahrkünste bessern sich. Der Regen hört langsam auf und um 15.00 Uhr sind wir in Cardwell. Wir finden problemlos unsere Unterkunft, den
[Cardwell Van Park****] . Der Caravanpark befindet sich gleich beim Schwimmbad und den Backpackers und ist fast leer, vorbuchen wäre nicht nötig gewesen. Erst Ende Mai beginnt die Saison, dann strömen die Leute (viele Rentner) vom kühlen Süden in die Wärme nach Nordqueensland.

An einem ruhigen und schattigen Platz, unter Kokospalmen, bekommen wir eine schöne, geräumige Cabin (70$). Wir packen nur wenige Sachen aus dem Koffer, anschließend laufen wir ins "Zentrum" von Cardwell, kaufen Lebensmittel ein, checken Emails und buchen in einem kleinen Laden unseren morgigen Ausflug nach
[Hinchinbrook Island] (90$/Person).


08. Mai, Hinchinbrook-Island:
Um 8.30 Uhr werden wir abgeholt und fahren mit einem Bus die kurze Strecke zum [Port Hinchinbrook]. Beim Einchecken müssen wir angeben ob wir die Regenwaldwanderung machen wollen oder nicht. Um 9.00 Uhr legen wir mit dem Hinchinbrook Explorer und mit nur 10 Passagieren an Bord zur [Day Cruise] nach [Hinchinbrook Island] ab. Das Wetter ist nicht so ideal, es ist bedeckt und es sieht verdächtig nach Regen aus. Hoffentlich fällt diese Tagestour nicht ins Wasser!

Im Jahre 1770 segelte
[James Cook] zusammen mit seiner Crew auf der [HMS Endeavour] in geringer Entfernung an der Ostküste von Hinchinbrook Island vorbei. Ihren jetzigen Namen Hinchinbrook erhielt die Insel aber erst am 19th Mai 1819 A.D. durch Lieutenant Phillip Parker King RN (1791-1856).
Viele Ortsnamen (z.B. Cape Tribulation, Cooktown, Mt. Warning, Glass-House-Mountains, Magnetic Island, Town of 1770, Moreton Bay, Point Danger usw.) entlang der Ostküste sind auf den berühmten englischen Weltumsegler James Cook  zurückzuführen,  der auf seiner ersten Weltumsegelung 1770 als erster Europäer an der Ostküste Australiens landete, diese Küste kartographisierte und sie für Großbritannien am 22. August 1770 als New South Wales in Besitz nahm. Auf seiner dritten Fahrt wurde Cook am 14.02.1779 auf Hawaii erschlagen.

[Hinchinbrook]
ist mit einer Fläche von 635 Quadratkilometern der größte Inselnationalpark Australiens und noch so ursprünglich wie vor der Besiedlung des Fünften Kontinents.Die Insel ist durch einen mangrovengesäumten Kanal vom Festland getrennt und der dichte, größtenteils unberührte Regenwald ein Eldorado für Buschwanderer [Trekking]. Hier sind unter anderem [Wallabies] und der herrliche  blaue [Ulysses-Schmetterling] zu Hause.
Nach kurzer Fahrt machen wir einen Stopp in der Missionary Bay, alle Maschinen werden abgestellt, und wir können die
[Dugongs] (Seekühe) beim Luftholen beobachten. Sie weiden hier die reichen Seegrasvorkommen ab. Große Wasserschildkröten lassen sich auch ab und zu blicken. Nach diesem Erlebnis nimmt Brendon Hirst unser Kapitän wieder Fahrt auf und liefert 6 Passagiere auf dem einzigen Hotel der Insel, der [Hinchinbrook Island Wilderness Lodge], ab. An der Anlegestelle wartet jeden Tag um 10.00 Uhr ein riesiger [Queensland Grouper] (Fisch, max. 2,7m, 400kg) darauf, dass ihn Brendon und Phil mit kleinen Fischen verwöhnen. Es geht ganz schön nass zu, wenn der massige, gescheckte Körper mit dem riesigen Maul nach den Fischen schnappt,  eine eindrucksvolle Zirkusnummer!

Mit den verbliebenen 4 Passagieren geht der Hinchinbrook Explorer weiter auf Entdeckungsfahrt. Die beiden Skipper, Brendon und Phil, sind sehr nett und hilfsbereit und erzählen uns viel über Hinchinbrook-Island und über die Natur. Wir fahren durch einen schmalen Kanal, links und rechts dicht bewachsen mit
[Mangroven]. Es gibt über 30 verschiedene Mangrovenarten (siehe auch [GEO-Magazin Nr. 07/06]) auf Hinchinbrook. Einige tragen vereinzelt gelbe Blätter. Der Grund ist, dass diese Mangrovenart das aufgenommene Salz in ihren Blättern einlagern und sie sich dadurch gelb färben. Diese gelben Blätter werden dann das ganze Jahr über abgeworfen. Auf diesem Wege wird das unerwünschte Salz ausgeschieden und gleichzeitig wertvolle Mineralien wieder dem Wasser zugeführt (Seegras wird gedüngt). Andere Mangrovenarten "schwitzen" das Salz mit einer anderen Technik aus.

Der Kanal ist jetzt so schmal, das wir für den Rest der Strecke in das kleine Beiboot umsteigen müssen. Das Wetter hat sich gebessert, wir haben endlich strahlenden Sonnenschein, passend zur wunderbaren eindruckvollen Landschaft.
Die Berge im Hintergrund, die Gipfel im Nebel, sind sehr imposant. Die hügelige Insel gipfelt im 1142 Meter hohen
[Mount Bowen], auf den kein Pfad führt. Für seine [Besteigung] braucht man ein Permit und muss bis zum Gipfel mit gut 1.5 Tagen rechnen.
Über eine steile Holzleiter erreicht man den Boardwalk der durch die Mangroven zur Ramsay Bay führt. Ein fantastischer, menschenleerer Strand mit Palmen, feinkörnigem Sand und einzelnen Grantblöcken erwartet uns, Natur pur, eine Stunde Zeit fürs Paradies (fast), aber baden verboten,
[Stingergefahr]!!! Ein mächtiger Seeadler zieht über uns einsam seine Kreise.

An der Ramsay Bay beginnt der
[Thorsborne Trail], 3-5 Tage Buschwalk für 32 Kilometer, das absolute Abenteuer. Maximal 40 Wanderer dürfen gleichzeitig unterwegs sein und die Genehmigungen müssen lange im Voraus beantragt werden.
Zitat:
Along the eastern coast of the island leads the 32 Km
[Thorsborne Trail] which has been named so in honour of the scientists and environmental activists Arthur and Margaret Thorborne. The walk is for experienced walkers only and usually takes at least 4 days to complete.

Wir verlassen Ramsay Bay und kehren zurück zum Hinchinbrook Explorer. Ein Thorsborne Trekker ist zu unserer Gruppe gestoßen, er machte den Trail  in umgekehrter Richtung und befindet sich jetzt auf dem Heimweg. Hätte er unser Schiff verpasst, hätte er einen Tag warten müssen. Er ist total begeistert von der Trekkingtour durch den Regenwald.
Auf dem Schiff bekommen die Wanderer einen Rucksack ausgehändigt. Darin befindet sich ein reichhaltiges Lunchpaket. Marschverpflegung für den Bushwalk; wir essen aber das meiste schon auf dem Schiff auf. Wir fahren noch ein kurzes Stück und steigen dann wieder in das kleine Beiboot um, das uns an den Strand von Macushla bringt. 4 Leute machen sich auf den 5,3 km Weg vom Macushla-Strand bis zur Wilderness-Lodge. Die Nichtwanderer (1 Person) bringt der Hinchinbrook Explorer zum Essen und Relaxen auf direktem Weg  zur Lodge.
Mal geht es am Wasser entlang (
Bild), dann wieder durch lichten Regenwald mit Gumtrees und Würgefeigen. Der Pfad ist problemlos begehbar (Turnschuhe reichen) und gut ausgeschildert. Schmetterlinge und Moskitos umschwirren den verschwitzten Wanderer, bis auf das Zwitschern der Vögel ist es still - friedlicher könnte die Stimmung kaum sein. Und plötzlich nach 1 Stunde Marsch steht man am 2 Kilometer langen, superbreiten und menschenleeren North Shepard Beach. Einsamkeit pur, Robinson Crusoe lässt grüßen!!
Nach einer halben Stunde Strandwanderung (baden auf eigene Gefahr!!) kommt man wieder in den schattigen Regenwald. Die letzte halbe Stunde zur Lodge ist etwas anstrengender, es geht öfters auf und ab. Nach 2 Stunden Einsamkeit ist man wieder in der Zivilisation. Jetzt hat man einen kleinen Eindruck vom Thorsborne Trail, diese Trekkingtour muss einfach gigantisch sein!!
Bis zur Abfahrt des Schiffes um 16.00 Uhr kann man sich noch im schönen Pool der Lodge erfrischen, eine kostenlose Kaffeepause machen, oder man wagt am tollen Strand von Cape Richards einen nicht ungefährlichen Sprung (
Stinger!!!) ins kristallklare, warme Meerwasser.

Auf der Heimfahrt geben uns Brendon und Phill noch einige Tipps für unsere Weiterfahrt nach Townsville mit auf den Weg. Wir sollen unbedingt die Wallaman-Falls, das Hidden-Vally und den Ort Paluma im Hinterland besuchen und am Bruce Highway nach der Stadt Ingham auf das Schild Frosty Mango achten, hier gäbe es das beste Mangoeis von ganz Australien. Mal sehen was sich machen lässt!!
Um 17.00 Uhr sind wir wieder im Hafen und verabschieden uns herzlich von Brendon und Phil, den beiden Supertypen vom Hinchinbrook Explorer. Many thanks guys!!
  
Fazit Cardwell: Ein verschlafenes Nest, ohne den Port Hinchinbrook würde man bestimmt daran vorbeifahren.
Fazit Hinchinbrook-Island: Supertour mit einer ganz tollen Crew, schwer zu Toppen. Der Preis (90$/Person) geht voll in Ordnung. Mein persönliches Australien-Highlight. Falls ich noch einmal die Gelegenheit habe Hinchinbrook zu besuchen, werde ich garantiert den Thorsborne Trail machen, wenn möglich mit dem Mt. Bowen!!

 

weiter: Townsville/HQ-Aquarium/Magnetic-Island


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