5) Freitag, 04.10.02  Kathmandu (1290m) - Besisahar (820m)

 

  Um 5.30 Uhr kommt der Hotel-call: Aufstehen. Ich packe noch einmal alles aus und verstaue dann hoffentlich nur das Notwendigste in meinem Rucksack. 6.00 Uhr Frühstück. Die Abfahrt im Taxi mit Purna und Sushil zum Busbahnhof ist um 6.45 Uhr geplant, aber Sushil kommt nicht pünktlich. So fahren wir einfach ohne ihn los zum Busbahnhof. Welch ein Menschenauflauf und ein Fuhrpark alter und ältester Vehikel finden wir dort vor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir ohne Purnas Hilfe den richtigen Bus gefunden hätten. Purna holt die reservierten Tickets ab und in der Zwischenzeit ist auch Sushil eingetroffen.

 

  Unser Gepäck wird ohne Plane auf dem Dach festgeschnallt, hoffentlich regnet es nicht. Abfahrt um 7.15 Uhr im engen, vollen, stickigen und dreckigen "local bus". Sehr starker Verkehr. Erst als wir das Kathmandutal verlassen wird es besser. Der Kontrolleur will plötzlich für unser Gepäck extra Geld abzocken, aber Purna greift energisch durch.

  Der Straßenverlauf und die Straßenverhältnisse sind teilweise sehr spektakulär und es ist  besser, man schaut nicht aus dem Fenster. Vor uns sitzt ein junges Pärchen. Die Frau muss öfters  aus dem Fenster spucken. Unterwegs machen wir nur 2 kurze Pausen von insgesamt 40 Minuten. Wir essen vorsichtshalber nur Bananen, alles andere erscheint uns zu gefährlich. Die primitiven Garküchen machen auch keinen vertrauenswürdigen Eindruck auf uns.  In Dumre verlässt Sushil den Bus, er steigt um in den Bus nach Pokhara. Wir werden ihn erst wieder am 25.10.02 in Pokhara treffen. Was werden wir bis dahin alles erleben?

 

  Wir bewundern die Fahrkünste unseres Fahrers. Unter Mithilfe seiner zwei Assistenten (Kontrolleur, Straßenbeobachter) schafft er es meisterhaft, den Steinbrocken und Schlaglöchern auf der schmalen Piste auszuweichen und gleichzeitig neue Fahrgäste auszumachen. Es gibt nämlich keine Haltestellen wie bei uns. Kurz vor Besisahara kommen wir in einen längeren Polizeicheck Alle Nepalesen müssen aussteigen und wir Touristen verschmachten fast vor Hitze und Durst im Bus. Kommen wir jetzt in Maoistengebiet, dient die Kontrolle der Abschreckung der Rebellen, oder nur zur Beruhigung der Touristen?  

  Endlich um 13.45 Uhr erreichen wir abgekämpft Besisahar. Für die 200km benötigten wir 6 Stunden. Der Ort ist sehr nüchtern und ich muss sagen, er hat mir auf der ganzen Reise am allerwenigsten gefallen. Man kann hier alles kaufen, was man braucht, von Klopapier bis zum „Kühlschrank“. Der Ort ist hektisch, geschäftig und man wird häufig wegen einer Hotelunterkunft angesprochen. Doch unser Purna lässt sich nicht beirren und marschiert mit uns zu unserem Hotel bis fast ans Ortsende. Ich sehe zum ersten Mal in meinem Leben Reisfelder und Bananenpflanzen in freier Natur, ich bin ganz fasziniert.

  Wir duschen gleich und kaufen Trinkwasser. Es fängt leicht zu regnen an.  Eines fällt uns gleich auf: Die Nepali spucken und koldern wo sie gehen und stehen, auch die Frauen. Vom Balkon aus beobachte ich das Straßenleben. Gegenüber ist ein kleines Geschäft und dauernd dudelt das gleich, monotone Lied zu mir herüber. Mulis transportieren Lasten, Leute und Kinder bevölkern die asphaltierte Straße. Frauen in farbenfrohen Gewändern schwatzen miteinander.

 

  Um 18.00 Uhr gehen wir Abendessen und um 20.00 Uhr liegen wir schon in unseren Schlafsäcken. Es regnet jetzt stärker. Wir haben unser Zimmer neben dem Balkon und alle Leute setzen sich zum Schutz gegen den Regen direkt vor unser Fenster. Wir können wieder nicht gut schlafen. Trotz des Deckenventilators ist es stickig im Zimmer und dann noch das Palaver vor dem Fenster. Wir sind froh, als um 5.00 Uhr das Straßenleben wieder beginnt.

 

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