Dreizinnenhütte   11.09.-16.09.1997

Unterwegs in den Sextener-Dolomiten mit der Alpenvereinssektion Pforzheim


Vorwort:
Reinhard konnte in diesem Jahr leider nicht mit in die Berge fahren. Gerade noch rechtzeitig schloss ich mich der DAV-Sektion Pforzheim an, die ihre Herbstfahrt in die Sextener Dolomiten, auf die Dreizinnenhütte unternahm. Ich ergatterte noch einen der letzten freien Plätze, 50 Personen hatten sich angemeldet.


1) Donnerstag, 11 September 1997
(Pforzheim-Bruneck-Dreizinnenhütte)
Abfahrt war um 4.00 Uhr. Der Busfahrer fuhr über München, Garmisch, Innsbruck und weiter über den Brenner nach Sterzing, wo wir die Autobahn verließen. In Bruneck machten wir von 12.00 Uhr bis 13.30 Uhr Mittagspause und fuhren anschließend weiter in Richtung Cortina. Kurz vor dem Misurina-See (1756m) bogen wir links ab zur Auronzohütte (2320m), die wir über eine Mautstraße um 15.00 Uhr erreichten.
Schnell schulterten wir unser Gepäck und spazierten entlang der unbekannten Seite der Drei Zinnen auf einem breiten Weg zum Paternsattel (2454m). Um 17.00 Uhr erreichten wir die Dreizinnenhütte (2438m) in prächtiger Lage, die für die nächsten 4 Tage unser Stützpunkt sein sollte. Nach dem Abendessen wurden die Tourenplanungen für den nächsten Tag gemacht. Ich entschied mich für den Paternkofel.

2) Freitag, 12. September 1997 (Paternkofel-Büllelejochhütte)
Unsere Gruppe startete mit 15 Personen um 9.00 Uhr. Der Paternkofel erlangte durch den Gebirgskrieg 1915/1917 zweifelhafte Berühmtheit. Kurz unterhalb der Gipfelplatte fiel der berühmte Sextener Bergführer Sepp Innerkofler beim Versuch die italienischen Stellungen zu erobern.
Das Wetter war super.
Nach dem "Frankfurter Würstel" ging es gleich in den ersten Stollen. Man brauchte hier unbedingt eine Taschenlampe und einen Helm. An manchen Stellen hatten wir durch Stollenfenster tolle Ausblicke auf die Drei Zinnen. Nach dem Tunnel zogen wir in einer geräumigen Kaverne unser Klettergeschirr an und stiegen weiter zur Gamsscharte hinauf. Nun folgte der steile, gesicherte Aufstieg zum Gipfel (einzige schwierige Stelle). Wir hatten etwas Probleme bei der Wegfindung (auf Steinmänner achten). Über recht flaches Gelände erreichten wir nach einer guten Stunde den Gipfel des Paternkofels (2746m). Herrliche Aussicht und Gipfelfotos.
Nach dem Abstieg zur Gamsscharte nahmen wir den Schartenweg zur Büllelejochhütte. Ein phantastischer Höhenweg (Via Ferrata de Luca) mit begeisterndem Panorama, aber auch bedrückend, da man oft auf Überreste aus dem 1.Weltkrieg stößt. Die kleine, gemütliche Büllelejochhütte (2522m) in prächtiger Umgebung lud zu einer längeren Pause ein. Gegen 17.00 Uhr waren wir wieder zurück in unserer Stützpunktshütte. Wir hatten einen tollen ersten Tag in den Sextener Dolomiten verbracht.

3) Samstag, 13. September 1997 (Dreischusterhütte)
Das Wetter hatte sich verschlechtert, und die heutige Tourenauswahl war dementsprechend mager. Bei gutem Wetter wäre ich gerne auf die Schusterplatte gestiegen, aber leider wurde diese Tour nicht angeboten. So entschloss ich mich der Gruppe anzuschließen, die zur Dreischusterhütte wollte.
Unterwegs fanden wir noch viele Überreste aus dem 1. Weltkrieg: Stacheldraht, Holz, Unterstände und sogar einen menschlichen Oberschenkelknochen. Wir nahmen den Weg um den Schwabenalpenkopf und wunderten uns über die verschiedenen Gesteinsfärbungen und -faltungen. Eine längere, versicherte Stelle brachte etwas Nervenkitzel. Bei einem Brunnen erreichten wir den Talgrund und entlang eines breiten Schotterfeldes gelangten wir um 12.00 Uhr bei leichtem Nieselregen zur schönen, einladenden Dreischusterhütte (1626m).
Nach einer einstündigen kühlen Rast auf der Terrasse machten wir uns wieder auf den direkten Rückweg. Ich ging alleine vorneweg und war froh um 15.30 Uhr, kurz bevor es richtig zu Regnen anfing, die Dreizinnenhütte zu erreichen.
Eine zweite Gruppe unserer Sektion war heute zu den Cadinspitzen  unterwegs gewesen. Sie nahmen den Bonacossaweg zur Fonda-Savio-Hütte und machten auch noch den Melone-Klettersteig. Sie kamen erst um 20.00 Uhr in die Dreizinnenhütte zurück, pudelnass und fix und fertig. Aber es muss toll gewesen sein. Schade, da hatte ich etwas versäumt.

4) Sonntag, 14. September 1997 (Toblinger Knoten)
Heute Morgen war das Wetter noch schlechter als gestern. Deshalb entschlossen wir uns für ein Runde um die Drei Zinnen. Gewaltig war der Blick hinauf zur westlichen Zinne. Wir beobachteten Kletterer, die sich an der berühmten Dibora-Kante versuchten.
Zurück am Paternsattel wurden wir von einer großen Herde Haflinger überrascht. Wir waren recht früh wieder zurück auf der Dreizinnenhütte und als sich das Wetter besserte, beschlossen wir zu viert um 14.00 Uhr den Toblinger Knoten zu besteigen.  Nach einer kurzen Kletterei waren wir auf dem kleinen Gipfel (2617m). Wir machten ein paar Fotos und nahmen für den Abstieg den ausgesetzteren Leiternweg. Einerseits erschien mir die Kaminkletterei gefährlich und anstrengend, andererseits machte es auch Spaß über die vielen Leitern durch die dunklen Kamine zu steigen. Neben den neuen Metallleitern findet man noch häufig die alten, vermoderten Holzleitern aus dem ersten Weltkrieg. Der Toblinger Knoten war ein wichtiger Stellungspunkt von wo aus der Monte Piana beschossen werden konnte. Nach 2 Stunden waren wir wieder zurück auf der Hütte.
Abends, kurz vor dem Sonnenuntergang, lagen die Drei Zinnen in herrlichem Sonnenlicht, optimal zum Fotografieren. Nachts hatten wir Vollmond es war sehr hell und die Berge lagen in einem gespenstischen, kontrastreichen Licht. Selbst die Schusterplatte war deutlich zu erkennen; eine einmalige Stimmung. Trotz des schlechten Wetters war ich mit dem heutigen Tag rundherum zufrieden.

5) Montag, 15. September 1997 (Alpinisteig)
Bereits um 7.00 Uhr marschierte unsere kleine Gruppe (7) los. Wir nahmen den Normalweg zur Büllelejochhütte und weiter zur Zsigmondyhütte (2235m). Bereits nach 2,5 Stunden erreichten wir den Einstieg zum Alpinisteig. Das Wetter war ideal. Über ein versichertes, schmales Band gelangten wir ins Innere Loch, das man nur kriechend erreichen konnte. Nach der Umgehung des Zsigmondykopfes kamen wir zum atemberaubenden Äußeren Loch, einer der Schlüsselstellen des Alpinisteiges. Zum Glück hatten wir keine Probleme mit Altschneeresten.
Über das teilweise heraus gesprengte Salvezzaband führte der Weg anstrengend und lange ansteigend hinauf zur Elferscharte (2640m). Bei einem fantastischen Panorama und Kaiserwetter machten wir hier um 11.30 Uhr Rast. Anschließend folgten über 1000m Abstieg hinunter zur Talschlußhütte  (1540m). Wir dachten, der Weg endet nie. Die letzten 400m durch Latschengestrüpp waren besonders giftig. Um 14.30 Uhr erreichten wir die noble Hütte, die von vielen Touristen besucht wurde.
Durstig tranken wir eine Apfelsaftschorle nach der anderen, aber um 15.00 Uhr brachen wir wieder auf; wir hatten noch 900 Höhenmeter Aufstieg zur Dreizinnenhütte vor uns. Bereits um 17.00 Uhr standen wir vor unserm Quartier. Es war eine prächtige Tour und ein super Tag gewesen. Wir waren heute 10 Stunden unterwegs gewesen und nun froh, den Rucksack ins Eck stellen zu dürfen. Ein gelungener Abschluss unserer Herbstfahrt. 
Nach dem Sonnenuntergang war es wieder sternenklar. Wir entdeckten auf halber Höhe in der Großen Zinne ein einsames Lichtlein: Bergsteiger im Biwak.

6) Dienstag, 16. September 1997 ( Dreizinnenhütte-Sterzing-Pforzheim)
Heute war die Heimfahrt angesagt, der Bus sollte uns um 13.30 Uhr am Parkplatz bei der Auronzohütte abholen. Es wurde eine sehr lange Warterei. Erst um 18.00 Uhr kam ein Ersatzbus aus Bozen, da unser bestelltes Fahrzeug angeblich unterwegs eine Panne hatte. Was hätte man an diesem herrlichen Tag noch alles machen können!
Um 20.00 Uhr wurde in Sterzing auch noch ausgiebig Pause gemacht und erst um 21.30 ging es weiter. Um 2.30 Uhr waren wir dann endlich daheim.

 

Drei Zinnen 2006
Drei Zinnen 2007
Drei Zinnen 2009

[Sextener Dolomiten] (webcam)
[Sextener Dolomiten Tour]
[Paternkofel] (Besteigung)
[Dreizinnenhütte]
[Dolomitenkrieg]
[Sepp Innerkofler] (Bergführer aus Sexten)

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